Chatten, Mailen, Browsen, Surfen - längst sind dies für viele Menschen ganz normale Tätigkeiten geworden. Dabei ist ihre technische Grundlage gerade einmal 12 Jahre alt - und deren Erfinder erst 50.Ende der 80er Jahre arbeitet der britische Physiker und Informatiker Timothy Berners-Lee in Genf beim Europäischen Institut für Teilchenphysik (CERN). Dort forschen 3.000 Wissenschaftler. 7.000 weitere sind dem Institut weltweit verbunden, aber nur unzureichend miteinander vernetzt. Berners-Lee entwickelt 1989 ein System für den computer-gestützten Austausch der Forscher. Bis dahin ist das Internet ein Medium, um Computer zusammen zu schalten und Nachrichten zu übermitteln - eine aufwändige Sache für Spezialisten. Berners-Lee programmiert erstmals eine Website (sie heißt http:/info.cern.ch) und entwickelt das System der Hyperlinks: Jede Seite auf einem Computer kann mit jeder beliebigen anderen Seite verlinkt werden, ohne hierarchische Ordnung. Domain-Namen (URL's) und Suchmaschine ermöglichen das schnelle "Surfen" auf allen Webseiten.
Fast erstaunlicher als die Erfindung ist der Umgang des Erfinders mit ihr: Berners-Lee lässt sein "World Wide Web" nicht patentieren, sondern stellt die Bauanleitung selbst ins Netz. Das WWW soll frei bleiben, jedem zugänglich, ein Medium der Zusammenarbeit. Für dieses Ziel arbeitet der Informatiker bis heute als Vorsitzender des offenen Forums "World Wide Web Consortium", das trotz Kommerzialisierung und zweifelhafter Inhalte im Internet die Anfangsidee weiter gestalten will. "Informatiker tragen nicht nur eine technische, sondern auch eine moralische Verantwortung", sagt Berners-Lee, heute Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Berners-Lee hat für sein WWW also nie Geld bekommen, wohl aber jede Menge Preise. Am meisten gefreut hat den am 8. Juni 1955 in London geborenen Oxford-Absolventen wohl die königliche Ehrung: Im Juli 2004 schlug ihn Queen Elisabeth II. zum Ritter, "Knight Commander of the British Empire".
Stand: 08.06.05