Stichtag

04. Mai 2005 - Vor 15 Jahren: 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie vereinbart

Frühjahr 1984: Seit sieben Wochen kämpfen die Metaller in Baden-Württemberg und Hessen für eine Verkürzung der Arbeitszeiten. Fast eine viertel Million Arbeiter streiken. "Die Losung lautete damals: statt Arbeitszeitverlängerung für wenige, Arbeitszeitverkürzung für alle", erinnert sich IG-Metall-Chef Jürgen Peters. "Und die zweite Losung hieß: statt Arbeitslosigkeit für viele, Arbeitszeitverkürzung für alle. Das heißt, wir hatten einen arbeitsmarkpolitischen Ansatz."Die aufgehende Sonne mit der Zahl 35 wird zum bundesweit bekannten Symbol des Arbeitskampfes. Den Streiks folgen so genannte kalte Aussperrungen in Betrieben, die durch ausbleibende Lieferungen zum Stillstand verurteilt sind. Schließlich wird der frühere SPD-Verteidigungsminister Georg Leber als Schlichter gerufen. Er schafft einen vorläufigen Kompromiss: "Die tarifliche wöchentliche Arbeitszeit im Betrieb beträgt 38,5 Stunden." Das Bollwerk 40-Stunden ist durchbrochen. Danach folgen weitere Reduzierungen. Als sich Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt und Walter Riester, damalige IG-Metall-Verhandlungsführer und späterer Arbeitsminister, am 4. Mai 1990 in Göppingen treffen, geht es um den letzten Schritt - und um eine Wette. "Dieter Hundt sagte, er könne mir eines ganz sicher sagen: vor 1997 - ganz gleich, ob das Gesamtmetall macht oder er - werde es keine 35-Stunden-Woche geben. Und ich habe mit ihm gewettet: eine gute Flasche Bordeaux", erzählt Riester. Er gewinnt den Wein und die Arbeitgeber erhalten das Zugeständnis, dass bis zu 18 Prozent der Beschäftigten abweichend von der 35-Stunden-Regel trotzdem länger arbeiten dürfen.

Bisher ist die 35-Stunden-Woche nur in fünf Branchen als Regel-Wochenarbeitszeit in Tarifverträgen fixiert: in der Stahl-, Metall-, Elektro-, Druck- sowie in der holz- und papierverarbeitenden Industrie - und auch nur in den alten Bundesländern.


Stand: 04.05.05