Seine drei ur-deutschen Vornamen hat er von den Eltern, Hoteliers in Remagen. Sein italienischer Nachname stammt von Flüchtlingen, die im Dreißigjährigen Krieg an den Rhein kamen: Rudolf Otto Wilhelm Caracciola, am 30. Januar 1901 geboren, soll den Familienbetrieb übernehmen. Aber schon früh übt er lieber das Mercedesfahren - mit dem Auto der Eltern. Nach der Schule wird er Mechaniker in Aachen, bei der Sportwagenfabrik Fafnir. Dann hat er Glück im Unglück: Nach einer Kneipenschlägerei mit einem belgischen Besatzungsoffizier flieht er nach Dresden. Dort scheitert der stille Eigenbrötler als Mercedes-Verkäufer, siegt jedoch als Mercedes-Fahrer - am 11. Juli 1926 beim Großen Preis von Deutschland. Caracciola ist mit einem Schlag ein Star.In den folgenden Jahren gewinnt Caracciola 55 Rennen in Mercedes-Wagen. In der Wirtschaftskrise wechselt er zu Alfa Romeo, wird lange vor "Schumi" ein deutscher Pilot in einem italienischen Rennstall. Für den holt er neun Siege, unter anderem 1932 auf dem Nürburgring. Ein Jahr später prallt Caracciola beim Training in Monaco vor einen Laternenpfahl. Sein Oberschenkelknochen wird zertrümmert, das rechte Bein bleibt nach der Operation fünf Zentimeter kürzer. Während er sich in seinem Haus im schweizerischen Arosa erholt, stirbt seine Frau Charly bei einem Lawinenunglück.
Aber schon ein Jahr später ist "Caratsch", wie ihn die deutschen Fans nennen, wieder da - und wieder bei Mercedes. Bis zum Zweiten Weltkrieg gewinnt er 19 Rennen im Silberpfeil, 1938 wird er zum dritten Mal Europameister. Im Krieg zieht er sich mit seiner zweiten Frau Alice nach Arosa zurück. 1946 versucht er ein Comeback in den USA, aber in Indianapolis kommt es erneut zu einem schweren Unfall. Caracciola muss wieder pausieren. 1952 startet er seine dritte Karriere bei Mercedes, nicht in der neu gegründeten Formel 1, sondern im Tourenwagen. Er gewinnt beim Mannschaftsrennen in Monte Carlo. Aber im Mai 1952 beim Preis von Bern fährt er frontal gegen einen Baum, erleidet diverse Knochenbrüche. Jetzt macht "Caratsch" Schluss mit den Rennen. Er stirbt am 28. September 1959 an einer Leberentzündung. Die Trauerfeier wird im Fernsehen übertragen.
Stand: 30.01.06