Wer den Papst schützen will, muss einige Voraussetzungen erfüllen: Nach dem Gardereglement können nur Schweizer Bürger katholischen Glaubens in die päpstliche Schweizergarde aufgenommen werden. Der Gardist muss ledig, mindestens 174 Zentimeter groß und jünger als 30 Jahre alt sein. Zudem muss er in der Schweizer Armee die Rekrutenschule absolviert haben, einen guten Leumund besitzen und eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen. Frauen haben keine Chancen: Da die Gardisten zu Beginn in Schlafsälen untergebracht werden, sei "ein gemischtgeschlechtliches Korps" für den Dienst "ungeeignet", heißt es auf der offiziellen Homepage der Garde.Die Tradition dieser "Bodyguards" ist lang: Als Giuliano della Rovere 1503 zum Papst Julius II. gewählt wird, geht das nicht ohne Bestechungen ab. Della Rovere hat zu viele Feinde, um die Wahl dem Zufall zu überlassen. Da er seinen eigenen Leibwächtern nicht traut, wendet er sich an die Eidgenossenschaft und beantragt, "zweihundert Fußknechte aus euren Landen in Sold nehmen" zu dürfen. "Auf Gottes Eingebung hin haben Wir die Absicht, ihren Dienst für die Bewachung Unseres Palastes einzusetzen." Am 22. Januar 1506 nehmen die ersten Schweizer ihren Dienst im Vatikan auf. Ein Auslandseinsatz, von dem vor allem die Daheimgebliebenen profitieren: Der Sold wird nicht an die jungen Männer ausbezahlt, sondern geht an ihre Familien und Gemeinden. So werden ganze Dörfer vor dem Hungertod gerettet - und die Soldaten können das Geld nicht verprassen. Gut 20 Jahre später beweisen die Gardisten ihre versprochene Treue: Papst Clemens VII. wird von der kleinen Truppe vor dem Söldnerheer Kaiser Karls V. geschützt. Während des "Sacco di Roma" (Plünderung Roms) am 6. Mai 1527 sterben in der Verteidigungsschlacht 147 Schweizer. Die Garde wird fast ausgelöscht.
Mittlerweile sind die Schweizergardisten in ihren blau-rot-gelben Renaissance-Uniformen und ihren Hellebarden eine Touristenattraktion. Dennoch sind sie mehr als die bunten Türsteher des Vatikans. Sie schützen den Papst auch auf seinen Auslandsreisen. Wenn ein Gardist bei der jährlichen Vereidigung am 6. Mai, dem Jahrestag des "Sacco di Roma", seinen Eid schwört, weiß er, worauf er sich einlässt: Er verspricht dem Papst "selbst mein Leben für Sie hinzugeben". So seriös und diskret geht es rund um die Vatikanmauern zu, dass Vorfälle wie der vom Mai 1998 große Schlagzeilen machen: Alois Estermann, Kommandant der Schweizergarde, und seine Frau sind erschossen worden. Ihr angeblicher Mörder habe sich nach der Tat selbst umgebracht, heißt es. Verschwörungstheorien machen die Runde: Wollte der Attentäter eine Warnung an den Papst senden? War Estermann zu DDR-Zeiten der Stasi-Spion im Vatikan? Oder gar ein Opus-Dei-Mann, der seine Kollegen bekehren wollte? Offiziell wird der Fall als Eifersuchtsdrama zu den Akten gelegt.
Stand: 22.01.06