Stichtag

30. August 2006 - Vor 40 Jahren: Anti-Hunde-Spray-Kauf der Post wird bekannt

Am 30. August 1966 macht die WDR-Sendung "Hier und Heute" öffentlich, was die Deutsche Bundespost nicht an die große Glocke hängen wollte: Der Postbote ist neuerdings bewaffnet. Die vier Oberpostdirektionen in NRW haben 5.000 Spraydosen aus den USA geordert. Die weißen Dosen sind mit einem durchgestrichenen Pudelkopf gekennzeichnet und enthalten eine Mischung aus Cayenne-Pfeffer und Reizöl. Das Produkt nennt sich auf deutsch "Hundesanft". Nicht dass es besonders sanft für Hunde wäre: Vielmehr setzt es sie für eine Viertelstunde außer Gefecht.Manche Hundefreunde reagieren empört auf die Nachricht. So fürchtet ein Mitglied des deutschen Schäferhundeverbandes, dass "der deutsche Schäferhund seinen Charakter verliert". Die Post fürchtet allerdings eher um die Gesundheit ihrer Postboten. 2.000 Hundebisse in einem Jahr seien zu viel. Bislang wurden die Halter aggressiver Hunde von der Post aufgefordert ihre Briefkästen außerhalb des Grundstücks anzubringen oder die Post in der Post abzuholen. Das Problem: Die Aufforderung ergeht per Post und muss vom Briefträger zugestellt werden.

Das Spray setzt sich allerdings auch nicht als Lösung durch. Es wirkt, wenn man es aus drei Meter Entfernung gezielt in die Augen spritzt. Mit Fahrrad oder Brieftasche beschäftigte Postboten sind da meist langsamer als der anrennende Vierbeiner. Die Briefträger legen für ihre Reviere "Hundekarten" an, die vor den gefährlichen Grundstücken warnen. Die Post schickt ihre rund 80.000 Austräger heute in Verhaltenstrainings zu Hundeausbildern. Alle Maßnahmen haben aber bis heute nur wenig bewirkt: Nach 3.000 Hundebissen im Jahr 2001 liegt die Statistik derzeit wieder beim Wert von 1966.

Stand: 30.08.06