Seine Kindheit verbringt er in ungeheizten Kutschen, schmutzigen Wirtshäusern - und in den Schlössern der Könige: Wolfgang Amadé Mozart ist sechs Jahre alt, als ihn sein Vater Leopold, Hofkapellgeiger in Salzburg, zu seinen ersten Konzertreisen begleitet. In Wien empfängt Kaiserin Maria Theresia das Wunderkind. Jahre später wird sie ihrem Sohn Leopold von der Anstellung des Komponisten abraten: Diese Leute zögen "wie Bettler durch die Welt". Tatsächlich spielen Wolfgang und seine Schwesterin Maria in Wirtshäusern wie Akrobaten am Klavier: vierhändig, in doppeltem Tempo, mit verbundenen Augen, auf verdeckten Tasten, im Liegen. In den ernsthaften Konzertsälen spielt der kleine Mozart bald auch eigene Kompositionen. Mit vier Jahren hat er die ersten geschrieben. Als er acht ist, erscheinen seine Klaviersonaten schon im Druck. Mit fünfzehn Jahren kennt Mozart Brüssel ebenso wie London, Paris und die Schweiz, Italien bis Neapel hinunter. In Rom hat ihn der Papst zum "Ritter vom goldenen Sporn" ernannt.
Das atemlose Leben fordert seinen Preis: Mozart, am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren, verliert seine Mutter 1778 auf einer Reise in Paris. Er selbst ist 1767 an den Pocken erkrankt. Nur knapp dem Tod entronnen bleibt seine Gesichtshaut vernarbt, er behält ein chronisches Nierenleiden, einen nervösen Magen, Verdauungsstörungen. Seine Statur ist klein und hager bei einem unpassend großen Kopf. Die Versuche, in einer bezahlten festen Stelle Fuß zu fassen, scheitern entweder oder befriedigen ihn nicht: in Salzburg, in Mannheim, in Wien. Aber in der Kaiserstadt bleibt Mozart seit seinem 22. Lebensjahr, als freier Komponist.
Star und Freigeist - Arbeitstier und Lebenskünstler
In Wien ist Mozart durchaus erfolgreich. Er verdient als freier Künstler zeitweise 10.000 Gulden im Jahr - viel Geld, aber zu wenig für einen aufwändigen Lebensstil mit großer Wohnung, Personal, reicher Garderobe, häufigen Ausflügen in Wirtshäuser und an Spieltische, und mit Familie: Constanze bekommt sechs Kinder, aber nur zwei Söhne überleben die ersten Jahre. Mozart ist ein gefeierter Star, aber immer wieder überfordert er sein Publikum und die Obrigkeit - mit zu komplexer Musik und mit gesellschaftskritischen Opernthemen. Mozart schließt sich den Freimaurern an, schreibt für das freie Theater von Emanuel Schikaneder.
Der Vater will auch aus der Ferne der Trainer seines Sohnes bleiben: Er missbilligt dessen Bruch mit dem Salzburger Erzbischof, verurteilt seine Liebe zur Sängerin Aloisia Weber, kritisiert die Heirat mit deren Schwester Constanze (1782). Dem 22-Jährigen schreibt Leopold: "Du hast Deinen ganzen Charakter geändert. Als Kind und Knab warst du mehr ernsthaft als kindisch."
Der so getadelte schafft in wenigen Jahren ein riesiges Werk. In Wien entstehen in nur zehn Jahren die großen Opern wie "Die Entführung aus dem Serail", "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Die Zauberflöte", zahlreiche Sinfonien, Klavierkonzerte und Streichquartette. Das "Köchel"-Verzeichnis listet als Ertrag eines nur 35 Jahre langen Lebens 626 Kompositionen auf. Die letzte davon, eine Totenmesse, kann Mozart nicht mehr vollenden. Er wird am 20. November 1791 schwer krank und bettlägrig. 15 Tage später stirbt er, vermutlich an Infektionen, die ihn seit seiner Kindheit begleiteten.
Stand: 27.01.06