Claude Monet ist ein gelangweilter Schüler. Statt dem Unterricht zu folgen, zeichnet er lieber Karikaturen seiner Lehrer. Bei einladendem Sonnenschein schwänzt er sogar ganz. Dann läuft er an der Küste rund um die Hafenstadt Le Havre über die Klippen, tollt durch die blühende Landschaft oder beobachtet die Sonnenstrahlen, die sich im Meer "wie funkelnde Diamanten" spiegeln. Unvernünftig ist sein Leben damals, wird Monet später schreiben, aber dafür sehr gesund.Monet wird 1840 in Paris geboren. Später zieht die Familie mit dem Fünfjährigen nach Le Havre um. Als Jugendlicher verdient Monet sein Geld mit Karikaturen, die er im Schaufenster eines Bilderrahmenladens ausstellt. Später schickt ihn sein Vater als Soldat nach Algerien, um ihm die Flausen des Zeichnens aus dem Kopf zu treiben. Der Versuch schlägt fehl: 1862 kauft ihn eine Tante vom Militärdienst frei, die "Licht- und Farbeindrücke" Afrikas schulen sein Auge für den Beruf des Malers endgültig. Von nun an versucht Monet, das Flirren der Farben im Sonnenlicht festzuhalten. An der Atlantikkünste malt er seine Gemälde, im Wald von Fontainebleau, in der lieblichen Landschaft von Argentueil oder im Londoner Hafen, bei jedem Wetter, bei Wind, bei Regen oder Schnee - nicht im Atelier, sondern an der frischen Luft, "plein air". Zunächst fährt Monet mit der Eisenbahn in die Natur. Als er berühmt ist, bringt ihn ein Chauffeur mit dem eigenen Auto hin. Oft sind mehrere Leinwände in Betrieb, die die vibrierende Stimmung unterschiedlicher Tageszeiten festhalten sollen.Farbregen im SonnenscheinMonet malt Lokomotiven im heißen Wasserdampf, Flusslandschaften aus Schneeflockenpunkten mit Packeis bei Tauwetter, zart hingetupfte Tulpenfelder im Frühlingswind und bunte Sommerblumenwiesen, durch die Spaziergängerinnen mit Sonnenschirmen streifen. Fast scheint es, als sei es nicht das gleißende Licht, vor dem sie ihre Schirme schützen sollen, sondern ein Regen von grün-gelb-roten Tupfen reiner Farbe, der da fröhlich auf sie niederprasselt und erst im Auge des Betrachters zum Gesamteindruck verschmilzt. Selbst die Schatten der Bilder und der Schnee des Winters sind auf diesen Bildern bunt.In Paris lässt sich Monet 1872 ein kleines Hausboot zimmern und hält die Sommerbadefreuden, Seefeste, Küstenregionen und Schiffsregatten aus ungewöhnlichem Blickwinkel fest. Im selben Jahr gibt er sein Bild "Impression, Sonnenaufgang" in eine Ausstellung mit Gleichgesinnten. Die nebulöse Art der Bilder ist den Kritikern suspekt. Nach Monets Gemälde wird die Gruppe nun Nase rümpfend "Impressionisten" genannt.
Hingetupfte Impressionen
1883 mietet Monet ein Haus in dem kleinen Dorf Giverny, das er 1890 erwirbt und 43 Jahre lang bewohnt. Hier legt er seinen berühmten Garten samt japanischer Brücke an. Eine zeitgenössische Fotografie zeigt den Künstler mit schneeweißem Rauschebart, wie er zufrieden die Pracht seiner Seerosen betrachtet. Auf über 200 Gemälden hielt Monet diesen Eindruck fest, immer wieder, über viele Jahre, so sehr faszinierte ihn der Anblick: ein bunter Farbteppich aus Seerosen-Tupfen auf einer ruhigen Wasserfläche, in der sich manchmal verschwommen der Himmel und die Bäume in Weiß, Hellblau und Olivgrün spiegeln. In Giverny malt Monet auch gegen die zunehmende Erblindung an - ein Grund, warum seine Seerosenbilder gigantische Ausmaße erreichen. In Deutschland lässt er sich nach einer Augenoperation eine Spezialbrille mit bunten Gläsern fertigen: Auf Licht und Farbe will er nicht verzichten. Monet stirbt am 6. Dezember 1926 in seinem Haus.
Stand: 06.12.06