Am Anfang steht die pure Not: Weil Mitte der 1950er Jahre der bundesdeutschen Wirtschaft ein Arbeitskräftemangel droht, locken Staat und Wirtschaft ausländische Arbeiter in das Wirtschaftswunderland. Schon 1964 kann der millionste so genannte Gastarbeiter feierlich begrüßt werden. Zu einem echten Zusammenleben von Deutschen und Zuwanderern, die anfangs meist in einfachen Massenquartieren wohnen, kommt es allerdings nur selten.Anfang der siebziger Jahre gerät die Wirtschaft ins Stottern. Doch anders, als es das Wort "Gastarbeiter" suggeriert und manche Politiker, Arbeitgeber und Arbeitskollegen hoffen, gehen die angeworbenen billigen Arbeitskräfte nicht einfach zurück in ihre Heimat. "Wir haben Arbeitskräfte gerufen, und es sind Menschen gekommen", bringt der Schriftsteller Max Frisch die Situation auf den Punkt. Für ein besseres gegenseitiges Verständnis von Deutschen und Ausländern rufen die christlichen Kirchen erstmals 1975 zum "Tag des ausländischen Mitbürgers" auf. "Miteinander für Gerechtigkeit" lautet das Motto der Informationsveranstaltungen, Feste, Gottesdienste und Begegnungen im ganzen Land. Ziel ist es auch von Beginn an, für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen der ausländischen Mitbürger in der Bundesrepublik zu werben. "Für viele von ihnen ist die Bundesrepublik zum Einwanderungsland geworden", formulieren die Vorsitzenden der Kirchen schon 1978. Bald beteiligen sich auch Kommunen, Ausländerbeauftragte, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Migrantenorganisationen an der Initiative der Kirchen.
Der "Tag der ausländischen Mitbürger" wird nach nicht einmal zehn Jahren auf eine Woche ausgedehnt: 1984 beginnt die "Woche der ausländischen Mitbürger" am 23. September und steht unter dem Motto "Nachbarschaft, die Frieden schafft". Das friedliche Miteinander wird nach der Wiedervereinigung auf eine harte Probe gestellt: Eine diffuse ausländerfeindliche Stimmung macht sich breit und entlädt sich in offener Gewalt, in Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen und anderswo. Die folgende Welle der Solidarität führt auch dazu, dass die "Woche der ausländischen Mitbürger" neue Unterstützung erfährt. In den vergangenen Jahren gibt es während der "Woche" im Durchschnitt 2.000 Aktionen in mehr als 170 Orten. 2004 beginnt die Aktionswoche am 26. September und steht unter dem Motto "Integrieren statt ignorieren".Stand: 23.09.04