Stichtag

27. September 2006 - Vor 75 Jahren: Freddy Quinn geboren

Der Legende nach beginnen Musikkarrieren gern mit einem Skandal. Bei Franz Eugen Helmut Manfred Niedl-Petz alias Freddy Quinn war das nicht anders. Wir schreiben das Jahr 1956: Kaum ist Quinns erste Single auf den Markt, da zerbricht sie ein bayerischer DJ vor laufendem Mikrofon und beschwert sich über deren grausige Qualität. Trotzdem stürmt die Single nach der Aktion die deutschen Charts. Kurz danach ist die erste Million verkauft. "Heimweh" heißt die Schnulze, und ihre bisweilen arg bemühten Textzeilen ("Brennend heißer Wüstensand - so schön, schön war die Zeit") kennt bis heute fast jeder.Quinn wird am 27. September 1931 im österreichischen Niederfladnitz geboren und geht in Morgentown (West Virginia), Wien und Antwerpen zur Schule. Seine Leidenschaft fürs Meer zieht ihn nach Hamburg. Auf St. Pauli singt er, bewaffnet nur mit seiner Gitarre, für einen Hungerlohn wehmütige Countrysongs in der "Washington Bar", wo ihn der Filmproduzent Jürgen Roland entdeckt. In der Folge trifft er mit seinen Liedern, die von Heimweh und der Liebe zum Meer erzählen, den Nerv der Zeit. Zwischen 1956 und 1966 hat Quinn zehn Nummer-1-Hits und 23 Platzierungen in den Top Ten der Hitparade. Insgesamt 50 Millionen Schallplatten verkauft der Star, der neun Sprachen spricht und seine Lieder in zwölf Sprachen singt. Seiner Leidenschaft für die Artistik frönt er mit Auftritten auf dem ungesicherten Hochseil, etwa in der Fernsehsendung "Stars in der Manege". Später wird Fürst Rainier von Monaco ihm hierfür den "Zirkus-Oscar" verleihen. In Filmen wie "Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959), "Freddy und das Lied der Südsee" (1962) oder "Freddy, Tiere, Sensationen" (1964) spielt Quinn die Hauptrolle: Drei von ihnen werden als erfolgreichste Filme des Jahres ausgezeichnet. 1981 tritt Quinn in der New Yorker Carnegie Hall auf. Wie immer ist auch dieses Konzert bis auf den letzten Platz ausverkauft.

2003 wählen die Fernsehzuschauer Quinns Hit "La Paloma " zum "Jahrhundert-Hit der Deutschen". Ein Chor aus 83.500 Laiensängern im Hamburger Hafen katapultiert den Schlager ins Guinness-Buch der Rekorde. Ein Jahr später macht Quinn wegen Steuerhinterziehung ausnahmsweise negative Schlagzeilen: über 900.000 Euro soll er unterschlagen haben. Er zahlt sie zurück und wird zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldbuße von 150.000 Euro verurteilt. 2006 geht Quinn wieder auf große Konzert-Tournee. Er lebt nach wie vor in Hamburg.

Stand: 27.09.06