Zu seinem 48. Geburtstag macht sich der letzte persische Schah, Mohammed Reza Pahlevi, eine besondere Freude: In einer feierlichen Zeremonie krönt er sich am 26. Oktober 1967 zum "Schahinschah" (König der Könige). Anschließend krönt der selbsternannte Kaiser die vor ihm kniende Ehefrau Farah Diba. Die Krone der Kaiserin ist mit drei großen und 36 kleinen Smaragden, 499 Diamanten, 36 Rubinen und 105 Perlen geschmückt. Die 29-Jährige trägt nun den Titel "Schahbanu" (Gefährtin des Schahs). Der Herrscher selbst nimmt auf dem so genannten Pfauenthron Platz - ein mit Blattgold und 26.733 Edelsteinen verzierter Sessel. Die Vermählung des Paares hat acht Jahre zuvor stattgefunden - kurz nachdem Reza Pahlevi sich von seiner zweiten Ehefrau Soraya getrennt hatte, weil sie ihm keinen männlichen Thronfolger gebar.Der luxuriöse Lebensstil der kaiserlichen Familie beschert der westdeutschen Regenbogenpresse gute Umsätze. Auch die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen boomen. So beteiligt sich der Schah etwa im Oktober 1976 für 350 Millionen Mark mit 25 Prozent an der Essener Krupp Hüttenwerk AG. Der Schah will sein Land in weniger als einer Generation vom Entwicklungsland in eine westlich orientierte Industrie- und Militärmacht verwandeln. Von den Gewinnen aus dem Erdölgeschäft profitiert aber nur eine kleine Gruppe der Bevölkerung."Er war ein Hurensohn. Aber es war unser Hurensohn"Der am 26. Oktober 1919 geborene Reza Pahlevi ist ein Machthaber von Washingtons Gnaden. Während des Kalten Krieges stürzt der amerikanische Geheimdienst CIA mit der Operation "Ajax" den nationalistischen iranischen Premierminister Mohammed Mossadegh und macht den fügsameren Schah, der bereits 1941 als 22-Jähriger den Thron bestiegen hat, zum starken Mann im Land. Die Gefahr der sowjetischen Einflussnahme ist vorerst gebannt. Damit es so bleibt, bedienen sich die USA einer dreifachen Strategie: Der Schah erhält massive Wirtschafts- und Militärhilfe, er soll Sozialreformen vorantreiben und die Opposition im Land dauerhaft ausschalten. Die Geheimpolizei Savak, die 1957 mit Hilfe der USA aufgebaut wird, entwickelt sich zum berüchtigten Instrument des diktatorischen Regimes - durch Bespitzelung und Folterungen. Als Ajatollah Chomeini den Schah 1963 öffentlich kritisiert, wird der Schiit verhaftet und später ins Exil verbannt. Auch im Ausland geht es zur Sache: Als der Schah West-Berlin besucht, protestieren tausende linke Studenten gegen dessen Polizeistaat-Methoden. Die im Auftrag der iranischen Botschaft vorgefahrenen Perser schlagen daraufhin mit Stöcken wahllos in die Menge. Die Krawalle eskalieren. In der Nacht des 2. Juni 1967 erschießt ein Polizist den unbewaffneten Benno Ohnesorg. Die Studenten-Revolte hat ihr erstes Opfer.
1978 gerät die Lage im Iran außer Kontrolle. Bei Unruhen werden über 10.000 Menschen getötet und rund 50.000 verletzt. Am 16. Januar 1979 ist es soweit: Reza Pahlevi flüchtet mit seiner Entourage ins Ausland, Ajatollah Chomeini kehrt in den Iran zurück. Nach einer Odysee über Ägypten, Marokko, die Bahamas und Mexiko wird der krebskranke Schah im Oktober 1979 in New York behandelt. Am 4. November wird die amerikanische Botschaft im Iran besetzt. Für die nächsten 444 Tage bleiben 52 US-Bürger dort gefangen. Die Geiselnehmer fordern die Auslieferung des Schahs. Unter US-Präsident Jimmy Carter scheitert eine Rettungsaktion im April 1980 desaströs. Nach finanziellen und politischen Zugeständnissen kommen die Geiseln am 20. Januar 1980 endlich frei. An diesem Tag zieht Ronald Reagan ins Weiße Haus ein. Reza Pahlevi stirbt am 27. Juli 1980. "Wir wussten", sagt Reagans Sicherheitsberater Geoffrey Kemp später, "dass er ein Hurensohn war. Aber es war unser Hurensohn."
Stand: 26.10.04