So haben sich die deutschen Generale den Krieg nicht vorgestellt: Nachdem ihre Truppen 1914 innerhalb von Wochen durch Belgien bis nach Frankreich vorgerückt sind, wird der deutsche Marsch auf Paris bei Verdun gestoppt. Die Front erstarrt in einem Stellungskrieg. Zwischen den feindlichen Schützengräben des Ersten Weltkrieges liegen einige hundert Meter Niemandsland - vermint, mit Drahtverhauen, ohne Deckung. Ab Juli 1916 tobt die Schlacht am nordfranzösischen Fluss Somme. Alle Seiten probieren, die Front wieder in Bewegung zu bringen. Einer der zahlreichen Durchbruchversuche beginnt am 15. September 1916. An diesem Tag setzen die Briten zum ersten Mal eine neue Waffe ein. Ihr Tarnname lautet Tank.
"Durch den Nebel sahen wir krötenartige Dinger auf zwei Ketten, mit einer nach vorne gerichteten Kanone und zwei kleinen Rädern hinten", notiert der britische Leutnant Harold Horne. "Die Tanks überraschten den Feind völlig und waren zum Teil effektiv beim Durchbrechen der deutschen Stacheldrahtsperren." Der Erfolg ist zunächst allerdings rein psychologisch. Die 40 Tonnen schweren Fahrzeuge mit der Bezeichnung Mark I sind schwerfällig. Sie kriechen mit sechs Kilometern pro Stunde vorwärts. Nach spätestens 40 Kilometern geht ihnen der Sprit aus. Sie bleiben im Morast stecken und sind pannenanfällig. Fotos von lachenden deutschen Soldaten auf liegen gebliebenen Panzern machen die Runde.
Zwar nähren überraschende Geländegewinne durch Panzer die Illusion eines Durchbruchs auf breiter Front. Aber es dauert noch zwei Jahre, bis neue, leichtere Panzer erprobt sind, die 1918 den Krieg mitentscheiden. Die Tanks sind eine von vielen rasanten Entwicklungen der Kriegstechnik in dieser Zeit. Zusammen mit U-Booten, Flugzeugen, Maschinengewehren und dem Einsatz von Gas machen sie den Ersten Weltkrieg zum ersten industrialisierten Krieg der Geschichte.
Stand: 15.09.06