Die Generalversammlung der Vereinten Nationen ( UNO) dient den Mächtigen der Welt immer wieder als Bühne für spektakuläre Auftritte: 1960 schlägt der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow während einer Debatte über die Entkolonialisierung mit seinem Schuh auf das Rednerpult. 1974 tritt PLO-Führer Jassir Arafat während der Palästinadebatte mit Palästinenser-Kopftuch und umgeschnallter Pistole vor das Auditorium. 1988 kündigt Michail Gorbatschow vor der UN-Generalversammlung das Ende des Kalten Krieges an.Die erste Sitzung der Generalversammlung wird am 10. Januar 1946 vom Belgier Paul-Henri Spaak in London eröffnet. Die Vertreter der 51 Staaten, die ein Jahr zuvor die Weltorganisation gegründet haben, beginnen sofort mit der Arbeit. Gut zwei Wochen später verabschieden sie ihre erste Resolution. Darin wird die Einrichtung einer Kommission gefordert, die über die Verwendung der Atomenergie wachen soll. Doch die Entscheidungskompetenz des Weltplenums, in dem mittlerweile 191 Staaten vertreten sind, ist von Anfang an begrenzt. Das Machtzentrum der UNO ist seit ihrer Gründung der Sicherheitsrat. Darin haben die fünf offiziellen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs - USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien - das Sagen. Als ständige Mitglieder besitzen diese Staaten ein Vetorecht und können jeden Mehrheitsbeschluss blockieren. Dennoch gelingt es der Generalversammlung immer wieder, politische Akzente zu setzen. Manche ihrer Resolutionen haben historische Bedeutung. So die Abstimmung über die Teilung Palästinas 1947, die Millionen von Menschen live am Radio verfolgt haben. Auch wer Mitglied der UNO werden darf, entscheidet die Generalversammlung.
Seit Jahren stehen tief greifende Reformen der Vereinten Nationen an. Alle Mitgliedsstaaten sind sich einig, dass die Strukturen längst nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen. Doch die Verhandlungen sind wegen oft gegensätzlicher Interessen festgefahren. "Ich möchte meinem Nachfolger eine Organisation übergeben, die fähig ist, ihre zahlreichen und vielfältigen Aufgaben zu erfüllen", hat UN-Generalsekretär Kofi Annan im Dezember 2005 erklärt. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht mehr: Er hat am 1. Januar 2006 sein zehntes und letztes Amtsjahr angetreten.
Stand: 10.01.06