Kardinal Clemens August Graf von Galen spricht auf dem Domplatz in Münster zu Gläugiben (undatierte Aufnahme)

Stichtag

22. März 1946 - Clemens August Graf von Galen stirbt in Münster

Er stammt aus westfälischem Adel, sein Vater ist Zentrums-Abgeordneter im Reichstag: Clemens August Graf von Galen wird 1878 auf dem Familiensitz Burg Dinklage im Münsterland geboren. Dem strengen Katholiken passt die moderne Zeit, in die er hineinwächst, nicht. Er denkt nationalkonservativ. Die Weimarer Demokratie hält er für liberalistisch, den Kommunismus für das größte drohende Übel.

Aber dann kommt der Gegner von einer anderen Seite. Der Priester von Galen, lange Jahre Großstadtseelsorger in Berlin, wird ausgerechnet 1933 zum Bischof von Münster ernannt. Als Wappenspruch wählt er: "Nicht Menschenlob, nicht Menschenfurcht soll uns bewegen." Er predigt politische Loyalität gegenüber den neuen nationalsozialistischen Machthabern, kämpft aber in Veröffentlichungen gegen ihre neuheidnische Ideologie und Rassenlehre.

Öffentlicher Protest gegen Euthanasie

Den Krieg samt Überfall auf die Sowjetunion billigt von Galen. Aber als ihn 1941 Ordensleute über das Mordprogramm an Behinderten und Geisteskranken informieren, entschließt er sich zum öffentlichen Protest. Seine ersten politischen Predigten in der Marktkirche St. Lamberti in Münster gelten noch der Schließung von Klöstern durch das Regime. Dann aber macht er seine Anzeige "wegen Mord" öffentlich, mit der er die so genannte Euthanasie anprangert. Obwohl der Bischof seinen Protest ausdrücklich nicht als politischen Widerstand versteht - "Wir Christen machen keine Revolution" - hat seine Botschaft ein ungeheures Echo. Tausende Gläubige demonstrieren in überfüllten Kirchen und auf Prozessionen ihre Solidarität. Die "New York Times" druckt seine Predigten, die Alliierten werfen sie auf Flugblättern über Deutschland ab.

Hitler lässt den Abtransport von Heiminsassen in die Gaskammern stoppen, heimlich geht das Morden allerdings weiter. Bischof von Galen zu verhaften, trauen sich die Nazis wegen seiner großen Popularität nicht. "Den Bischof Galen hat er auf dem Kieker", notiert Joseph Goebbels am 22. November 1941 nach einem Gespräch mit Hitler: "Er lässt jede einzelne Handlung dieses Landesverräters beobachten. Er will in einem günstigen Moment zuschlagen."

Symbol des kirchlichen Widerstandes

Der Moment kommt nicht mehr. Nach dem Krieg wird der "Löwe von Münster" zum Symbol kirchlichen Widerstandes, das eine im Dritten Reich überwiegend schweigsame Kirche nun dringend braucht. Papst Pius XII., der von Galens Vorgehen während des Krieges nur in Briefen gelobt hatte, ernennt den Bischof 1946 zum Kardinal. Wenige Tage nach seiner Rückkehr von dieser Ehrung in Rom stirbt von Galen am 22. März 1946 an einem Blinddarmdurchbruch. Er ist 68 Jahre alt geworden. Am 9. Oktober 2005 wird von Galen selig gesprochen.

Stand: 22.03.2006