Er selbst hat die traditionelle norddeutsche Küche am eigenen Leib erfahren: Friedrich II., später auch der Große genannt, wird angeblich mit Graupen und Getreidebrei, Kohl und Biersuppe aufgezogen. Sein Vater, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. will diese abhärtende Erziehung. Seine Mutter liebt es eher international, und ihr tut es König Friedrich später nach: Wenn sein Koch Suppe à la Suice, Schinken und Mohrrüben à l´ Anglaise und Fulm à l´ Espagnol serviert, kann der Preußenherrscher schon einmal anerkennend dichten: "Was kochen kann in allen Küchen, der alten und der neuen Welt, der muss vor Ihnen sich verkriechen, Sie sind ein großer Küchenheld."Aus der so genannten Neuen Welt gelangt schon 1555 eine Frucht nach Spanien, die der Landgraf Wilhelm von Hessen "Taratouphli" nennt und um 1580 seinem Kollegen in Sachsen schenkt. Im Begleitschreiben lässt er wissen: "Dießelbige wenn sie gekocht werdenn, seindt sie gar anmuthig zu eßenn." Das finden die meisten Zeitgenossen allerdings nicht. Sie pflanzen das Gewächs in botanischen Gärten an, bewundern die exotische Frucht, halten sie aber für ungenießbar oder gar giftig. Erst die Not lehrt sie essen: Weil bei schlechten Getreideernten stets Hungerwinter drohen, setzt sich die genügsame Erdfrucht aus den Anden von Südeuropa aus in immer mehr Gegenden durch. Sie heißt hier Trüffel oder Tartoffel oder auch Erdapfel, Erdbirne, Grundbirne oder Bodenbirne.Als Friedrich II. 1740 König wird, herrscht gerade wieder ein Hungerwinter. Die Dreifelderwirtschaft, die nach Winter- und Sommergetreide stets eine Brache braucht, ist sehr krisenanfällig. Friedrichs ständige Kriegszüge verschärfen das Problem noch. Friedrich will ein dichter besiedeltes Brandenburg. Er lässt den Oderbruch trocken legen, gründet ständig neue Dörfer. Menschen sind Macht - aber auf den sandigen Böden gibt es zu wenig Nahrung für sie. Also lässt der König Kartoffeln verteilen, zunächst als Geschenke, versehen mit einer Pflanzanweisung. Aber die Bauern beißen nicht an. "Die Dinger riechen nicht und schmecken nicht und nicht einmal die Hunde mögen sie fressen", berichtet Joachim Nettelbeck, der in Kolberg eine öffentliche Kartoffelvorführung miterlebt.
Also greift Friedrich zum Zwang: Ein Runderlass vom 24. März 1756 verordnet den Kartoffel-Anbau. Bei Zuwiderhandlung drohen Geldstrafen. Trotzdem läuft das Programm nur allmählich an. Welche Ernährungsrevolution in Deutschland seine Kartoffelpolitik anstieß, hat Friedrich bis zu seinem Tod 1786 nicht mehr erlebt.
Stand: 24.03.06