Stichtag

02. Juni 2006 - Vor 110 Jahren: Patent für drahtlose Telegrafie

Seit 1837 kann man Morsesignale durch Telegrafenleitungen schicken, seit 1876 sogar telefonieren. Und seit 1888 liegt es in der Luft, dass solche akustische Kommunikation auch drahtlos - durch den Äther, wie man sagt - funktionieren könnte. Denn in diesem Jahr entdeckt Heinrich Hertz die elektromagnetischen Schwingungen, die sich so schnell wie das Licht ausbreiten. Seither basteln zwei Menschen an Funkgeräten, ohne voneinander zu wissen: Der Russe Alexandr Stepanowitsch Popow baut Antennen und jagt mit ihnen hörbare Wellen durch die Universität von St. Petersburg. Der Italiener Guglielmo Marconi hat für seine Bastelei das Abitur sausen lassen und experimentiert im Keller der elterlichen Villa bei Bologna mit einer selbstgebauten Funkanlage.

Weil sich das italienische Postministerium für seine Erfindung nicht interessiert, reist der 22-jährige Marconi nach England und erhält hier am 2. Juni 1896 das Patent Nummer 12039 für das erste drahtlose Telegrafiesystem der Welt. Bald klopfen britische Militärs und Schifffahrtsgesellschaften bei ihm an. Marconi gründet die "Wireless Telegraph and Signal Company". 1901 kann sie Morsesignale schon über den Atlantik senden, von England nach Neufundland. 1909 erhält der Schulabbrecher Marconi den Nobelpreis für Physik. Seine Erfindung ermöglicht die Entwicklung des Radios, des Fernsehens und des Mobilfunks. Als Marconi am 20. Juli 1937 in Rom stirbt, gibt es zum Gedenken an ihn noch einmal, was er für immer beendet hat: zwei Minuten weltweite Funkstille.

Stand: 02.06.06