"Es war da der lustige Bayer, es war da der sonnige Bayer - aber nicht der komplizierte Bayer, der grantige und der schwierige Bayer. Dann hab' ich den kreiert", erzählt Walter Sedlmayr. Aber bis zu seiner Erfolgskreation ist es ein weiter Weg: Am 6. Januar 1926 in München geboren, gehört Sedlmayr zur "Flakhelfergeneration". Er macht das "Notabitur", um in den letzten Kriegsmonaten noch Soldat zu werden. Nach Kriegsende nehmen ihn die Münchner Kammerspiele als Komparse an. "Mein Glück war, dass ich nach 1945 zu den dünn gesäten Dicken gehörte."Lange bleiben Sedlmayr nur die Nebenrollen auf der Bühne und in Heimatfilmen. Er ist schon über 40, als er im Fernsehen den Hofkoch des Märchenkönigs Ludwig II. spielt. Der eineinhalbstündige Monolog bringt ihm den Bundesfilmpreis ein - und eine Fernsehkarriere als "schwieriger Bayer". Nun grantelt er sich durch die Serien "Kottnik und Erben", "Spannagel und Sohn" oder "Polizeinspektion I" und erklärt in Reisereportagen die Welt auf bayerisch. Sedlmayr wird ein Publikumsliebling, dem das Etikett "Volksschauspieler" anhaftet. Daran ändern auch Rollen in Filmen von Volker Schlöndorff und Rainer Maria Fassbinder wenig.
Sedlmayr tritt bei Starkbieranstichen auf und eröffnet selbst eine Gaststätte. Aber 1988 hat er genug vom Klischee. Er verweigert sich weiteren Auftritten in Fernsehserien und ruft auch seine Kollegen öffentlich dazu auf. "Es gibt keine guten Drehbücher mehr und schlechte will ich nicht spielen." Auf den Rückzug folgt bald die Katastrophe: Am 14. Juli 1990 wird Walter Sedlmayr ermordet. Die Ermittlungen bringen sein verschwiegenes Leben jenseits des Paradebayern, das Leben eines heimlichen Homosexuellen, an die Öffentlichkeit. Der komplizierte Indizienprozess endet mit der Verurteilung seines Ziehsohns und dessen Bruder zu lebenslanger Haft.Stand: 06.01.06