"Krieg ist unvermeidlich": Diese Drohung spricht der ägyptische Präsident Anwar el Sadat 1972 vor dem Parlament in Kairo aus. Ihr Adressat ist Israel, dessen Existenzrecht damals kein Mitglied der Arabischen Liga anerkennt. Sadat ist gerade zwei Jahre an der Macht, als Nachfolger seines Mentors Gamal Abd-el Nasser. Mit dessen arabisch-sozialistischer Bewegung ist Sadat, ein Bauernsohn mit 12 Geschwistern, ganz nach oben gekommen.1973 macht Sadat seine Drohung war: Zusammen mit Syrien greifen ägyptische Truppen Israel an. Der Angriff am höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur, dem "Versöhnungstag", überrascht die Israelis so sehr, dass sie zunächst hohe Verluste erleiden. Aber sehr bald schlagen sie die arabischen Armeen zurück. Nach dem verlorenen Krieg leitet Sadat eine allmähliche Wendung der ägyptischen Politik ein: Die sowjetischen Militärberater und Ingenieure verlassen das Land, statt dessen kommt Unterstützung aus den USA.1977 schließlich klingt Sadat vor dem ägyptischen Parlament ganz anders als fünf Jahre zuvor: "Für den Frieden bin ich bereit, bis ans Ende der Welt zu gehen." Mit dem Ende der Welt meint Sadat die Knesset, das israelische Parlament. Hier spricht Sadat am 20. November 1977 - eine Weltsensation. Im Jahr darauf trifft er sich mit dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten. Jimmy Carter moderiert mit Druck und Geduld die Einigung der beiden früheren Kriegsgegner: Israel gibt das gesamte von ihm besetzte ägyptische Territorium zurück. Ägypten erkennt dafür den Staat Israel an und unterzeichnet einen Friedensvertrag. Der Schritt bringt Begin und Sadat 1978 den Friedensnobelpreis ein, aber Ägypten wird aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Für seinen Sonderweg ist Sadat jetzt ganz auf den Westen angewiesen.
In Ägypten selbst ist der Frieden mit Israel sehr umstritten, obwohl er dem Land wirtschaftlich gut tut. Insbesondere die Extremisten der Muslimbruderschaft arbeiten auf Sadats Sturz hin. Am 6. Oktober 1981 nimmt der Präsident in Kairo eine Militärparade ab. Plötzlich wird aus einem der vorbeifahrenden Lastwagen geschossen. Drei Kalaschnikows zielen auf Sadat, ein weiterer Soldat wirft eine Handgranate. Der 62-jährige Sadat bricht tot zusammen. Die vier Mörder sowie der Anführer der islamistischen Verschwörergruppe werden hingerichtet. Sadats Nachfolger Hosni Mubarak hält bis heute am Frieden mit Israel fest, den inzwischen auch Jordanien unterzeichnet hat.
Stand: 06.10.06