"Ein furchtbarer Mann, dieser Strindberg, aber doch von einem so großen Talent, dass man in seinem Unmut, Ärger und Ekel immer wieder erschüttert wird." So wie Theodor Fontane denken viele Zeitgenossen über den schwedischen Schriftsteller August Strindberg: als Künstler ein Genie, als Mensch eine Zumutung. Er gilt als unbeherrscht, ungerecht und frauenfeindlich. Strindberg behauptet zwar, die Frau sei eine "verkrüppelte Form des Menschen". Aber er braucht sie und arbeitet sich zeitlebens an ihr ab. Der Autor der weltbekannten Theaterstücke "Der Vater", "Fräulein Julie", "Nach Damaskus" und "Der Totentanz" ist dreimal verheiratet und zeugt fünf Kinder.
Geboren wird August Strindberg am 22. Januar 1849 in Stockholm als viertes von elf Kindern eines Schiffskaufmanns. Die Mutter stirbt früh. Sein angespanntes Verhältnis zum Vater verschlechtert sich, als dieser wieder heiratet. Familie bedeutet für Strindberg immer etwas sehr Prekäres. Er wütet gegen Autoritäten, aber sehnt sich nach Geborgenheit und Erlösung bei Frauen. Als das nicht klappt, gerät er in eine große Krise und entdeckt die Religion, die Mystik und den Okkultismus. Aus dem Gesellschaftskritiker wird ein Prediger, der den Tod als Befreiung feiert. Strindberg vermittelt keine Utopien, sondern Düsternis und Depression, sagt Sonja Anders, Chefdramaturgin am Hamburger Thalia-Theater: "Er hat sehr genau beobachtet, dass, so wie die Menschen miteinander umgehen, es nicht funktionieren kann." Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelt Strindberg eine neuartige Theaterästhetik. Er schreibt "Traumspiele" - wie auch eines seiner Stücke heißt. Darin stellt er dar, was im Kopf der Figur passiert. Er will Bewusstseinszustände zeigen und keine Geschichten erzählen, sagt die Theaterwissenschafterin Michaela Giesing. Das unterscheide ihn von Henrik Ibsen, den anderen großen Autor aus dem Norden.
Menschen haben kein Talent, einander glücklich zu machen, lautet Strindbergs Fazit am Ende seines Lebens: "Die Ehe ist eine Menschenfresserei. Fresse ich dich nicht, so frisst du mich." Als er nach Jahren im Ausland ab 1896 wieder in Schweden lebt, schreibt er historische Dramen und arbeitet journalistisch. In seinen Artikeln kritisiert er die Politik der konservativen Regierung. Nachdem er in Schweden für seine provozierenden Texte oft beschimpft worden ist, gelingt es ihm nun, die Gunst seiner Landsleute zu gewinnen. Am Abend seines 63. Geburtstages jubeln 10.000 Menschen vor seiner Stockholmer Wohnung. Vier Monate später stirbt er am 14. Mai 1912 an Magenkrebs.
Stand: 14.05.07