Stichtag

10. Januar 2007 - Vor 145 Jahren: Samuel Colt gestorben

Mit 16 Jahren macht sich Samuel Colt auf den Seeweg nach Indien. Die Arbeit in der Papiermühle seines Vaters ist ihm zu langweilig geworden, jetzt sucht er das Abenteuer. Der Legende nach schießt ihm beim Betrachten des Steuerruders im Frachter eine zündende Idee durch den Kopf: die Idee zu einer Faustfeuerwaffe mit drehbarem Zylinder, in dem fünf oder sechs Patronen stecken. Tatsächlich ist Colt nicht der Erfinder des Revolvers, trägt aber maßgeblich zu seiner Verbesserung und Verbreitung im Wilden Westen bei.Colt wird 1814 in Hartford, Connecticut, geboren. Mit zehn Jahren experimentiert er erstmals mit Schießpulver; vier Jahre später wird er wegen Schusswaffenbesitzes von der Schule verwiesen. Eine gefährliche "Demonstrationsexplosion" in seiner Heimatstadt endet im Desaster, weil sie die Zuschauer über und über mit Schlamm bespritzt. "Dem Erfinder gelang es nur mit Mühe, der erbosten Menschenmenge zu entkommen", heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. 1835 lässt sich Colt den Trommelrevolver in Europa patentieren. Ein Jahr später - er besitzt inzwischen auch das Patent für die USA - gründet er eine Waffenfabrik. 1847 ordert die US-Armee 1.000 seiner damals noch über zwei Kilo schweren und gut 40 Zentimeter langen Handfeuerwaffen: der erste Großauftrag. Im Sezessionskrieg 1861 beliefert Colt die Nordstaaten und die Südstaaten mit zwei eigenen, Reb North und Reb South genannten Modellen. Rund 1.500 Angestellte arbeiten im Schichtdienst, um die verfeindeten Parteien zu bedienen. Auch für das Transportunternehmen Wells & Fargo entwickelt er eine Sonderedition, bei der schnelles Nachladen nicht möglich ist: Die Gesellschaft ist der Ansicht, dass im Falle eines Überfalls auf ihre Kutschen ohnehin keine Zeit bleibt für ein ausgiebiges Duell.

Die Expansionsbestrebungen der Mormonen, Farmer, Viehzüchter, Händler und Goldsucher tun ihr übriges, um den Colt zum Mythos zu machen, ebenso wie der Western, bei dem die Waffe als explosives Accessoire neben Stiefeln und Stetson zur Standardausrüstung korrekt gekleideter Cowboys und Ganoven gehört. Um den Nachfrage nach seinem Revolver zu stillen, entwickelt der Unternehmer lange vor Henry Ford Methoden der Massenproduktion mit austauschbaren Revolverteilen samt moderner Managementführung und Marketingstrategie. Zweigstellen in London und New York entstehen. Als Colt am 10. Januar 1862 im Alter von 47 Jahren in seiner Geburtsstadt Hartford stirbt, ist er einer der reichsten Männer der USA. Seinen eigentlichen Siegeszug als Tötungsmaschine schießwütiger Westernhelden aber tritt sein Revolver erst unter seiner Witwe an: mit einem "Peacemaker " genanten Revolver, mit dem sich zu Fuß oder zu Pferde noch leichter schießen lässt.

Stand: 10.01.07