Zu Beginn des 18. Jahrhunderts leiden große Teile Deutschlands noch immer unter den Folgen des 1648 beendeten Dreißigjährigen Kriegs. Im Herrschaftsgebiet des preußischen Königs ist die Hälfte der Bevölkerung ums Leben gekommen, nachfolgende Pestepidemien und Missernten taten ein Übriges. Auch die Pferdezucht liegt fast völlig am Boden, da der Landadel keine neuen Gestüte mehr errichtet. Erst als überall die Regenten die Initiative übernehmen, kommt der Pferdebestand langsam wieder auf die Beine. So hält allein König Friedrich I. in Preußen über 1.000 Pferde in seinen Marställen und Gestüten, die, meist in der Zeit der Ordensritter gegründet, weit verstreut in Ostpreußen die Zeiten überdauert haben. Friedrichs Sohn, Friedrich Wilhelm I., später als "Soldatenkönig" bekannt, macht es sich 1725 zur Aufgabe, alle Pferdebestände Ostpreußens in einem einzigen großen Gestüt zu vereinigen.
Verwirklicht werden soll der Plan in Trakehnen, das Jahrhunderte hindurch litauischen Großfürsten als Jagdgebiet diente, inzwischen aber zu einer riesigen, wildarmen Sumpfebene heruntergekommen ist. Fünf Jahre lang arbeiten 600 Soldaten daran, das gesamte Terrain trocken zu legen. Am 11. Juli 1731 erlässt Friedrich Wilhelm I. dann die Gründungsorder für das "Königliche Stutamt Trakehnen". Peinlich genau listet er darin auf, wie exakt 1.101 "Köpfe", darunter 513 Mutterstuten, aus allen Gestüten Ostpreußens zusammengeführt werden sollen. Am 2. Februar 1732 kann das neue Hofgestüt den Betrieb aufnehmen. Um Arbeitskräfte in das entvölkerte Land zu locken, bietet der König etwa 20.000 aus Salzburg vertriebenen Protestanten im östlichen Preußen eine neue Heimat an.
In den ersten Jahren ist an eine geregelte Zucht und Veredelung der uralten Pferderasse nicht zu denken. Friedrich Wilhelm I. hat viel investiert und erwartet, dass die Verwalter reichlich Überschüsse in seine Privatschatulle wirtschaften. Sein Sohn Friedrich II., dem er das Gestüt 1739 zum Geschenk macht, geht noch rücksichtsloser vor. Obwohl ihm jährlich 12.000 bis 18.000 Taler als Gewinn zufließen, droht er beständig mit der Schließung des Königlichen Stutamtes. Erst nach dem Tod des "Alten Fritz" 1786 und dem Übergang in preußischen Staatsbesitz beginnt die große Ära Trakehnens. In seiner Blütezeit arbeiten über 1.000 Menschen auf dem größten Hauptgestüt Europas und seinen 16 zugeordneten Zuchtbetrieben. Trakehnen entwickelt sich zu einem sich selbst versorgenden Ort mit eigenem Bahnhof, Krankenhaus, mit Schulen und Friedhöfen und einem schlossähnlichen Anwesen für den Landstallmeister. Das Ende für den Traditionszuchtort der edelsten deutschen Reitpferde-Rasse kommt mit dem Zweiten Weltkrieg. Trakehnen wird russisch und heißt fortan "Jasnaja Poljana" - helle Lichtung. Die Anlagen des Gestüts verfallen, nur in der ehemaligen Landstallmeisterei befindet sich heute ein Museum.
Stand: 02.02.07