20. Juli 1944, 12.30 Uhr: Lagebesprechung in der "Wolfsschanze", dem "Führer"-Hauptquartier in Ostpreußen. Adolf Hitler steht über eine Landkarte gebeugt. Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg betritt den Raum. Er soll den "Führer" über neue Truppenaufstellungen informieren. Seine Aktentasche deponiert er unter dem Kartentisch. Unter dem Vorwand, telefonieren zu müssen, verlässt er den Raum. Um 12.42 Uhr explodiert die in der Tasche versteckte Bombe. Hitler überlebt. Attentäter Stauffenberg und drei andere an dem Umsturzversuch beteiligte Offiziere werden wenige Stunden später erschossen.
Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg wird am 15. November 1907 im bayerischen Jettingen geboren. Die Stauffenbergs sind eine adelige Familie von Rang. Aus seinem Standesbewusstsein leitet schon der 16-jährige Claus eine besondere Verantwortung ab: "des Vaterlandes und des Kampfes fürs Vaterland würdig zu werden und dann sich dem erhabenen Kampf für das Volk zu opfern." 1932 diskutiert Stauffenberg mit Freunden heftig darüber, ob man bei der Reichspräsidentenwahl Hindenburg oder Hitler wählen soll. "Er votiert eindeutig für Hitler, das sei die Zukunft", sagt Autor Thomas Karlauf, Experte der Geschichte des deutschen Widerstands.
Stauffenberg stellt die nationalsozialistische Ideologie zunächst nicht in Frage. Stauffenberg empfindet die Demokratie als Übel, glaubt an den Führungsanspruch einer geistigen Aristokratie und träumt von der Wiederherstellung eines wahren deutschen Reichs - als Gegenmodell zur verhassten Weimarer Republik. Er orientiert sich dabei an den Ideen des Dichters Stefan George. Dieser geht davon aus, dass das "geheime Deutschland" eines Tages wieder zur Herrschaft gelange, so wie es unter Friedrich II. von Hohenstaufen existiert habe. George hat Stauffenberg darin bestärkt, sich als ein legitimer Nachfahre des mittelalterlichen Stauferkaiser zu sehen. Lange denkt Stauffenberg, dass Hitler derjenige wäre, der dieses neue deutsche Reich herbeiführen könne. Erst 1943 habe Stauffenberg beschlossen, dass Hitler weg muss - sagt Autor Karlauf: "Solange Deutschland siegreich war, hat er akzeptiert, dass die Leute an der Spitze furchtbare Verbrecher sind, und erst, als er merkte, dass dieser Krieg nicht mehr zu gewinnen war, hat er sich zum Handeln entschlossen."
Stand: 15.11.07