Stichtag

16. November 2007 - Vor 210 Jahren: Todestag von König Friedrich Wilhelm II.

Ein Jahr vor seinem Tod prophezeit Friedrich II. Preußen eine rabenschwarze Zukunft. "Mein Neffe wird den Schatz verschwenden, die Armee ausarten lassen. Die Weiber werden regieren und der Staat wird zugrunde gehen.""Friedrichs Neffe und mangels eigener Kinder auch sein Thronfolger ist der bereits 40-jährige, zum zweiten Mal verheiratete Friedrich Wilhelm II.. Über die Aufgaben eines Königs weiß der lebenslustige Kronprinz in der Tat nichts. Dafür ist der in Härte erstarrte Alte Fritz jedoch selbst verantwortlich. Zwar lässt er dem aufgeweckten Friedrich Wilhelm eine tadellose Erziehung angedeihen, doch von Staatsgeschäften hält er den in seinen Augen unfähigen Thronerben fern. Von Spitzeln überwacht, verbringt der Kronprinz sein Leben in erzwungener luxuriöser Nutzlosigkeit, die er aber genießt.

Als der ehedem gertenschlanke, inzwischen aber rundliche Friedrich Wilhelm II. 1786 den Thron besteigt, atmet das an Strenge gewöhnte Volk zunächst erleichtert auf. Der neue König, als Bonvivant und Frauenheld bekannt, strahlt Güte aus und liebt es, die Menschen mit Gnaden und Geschenken zu gewinnen. Meist sind es Frauen, wie etwa seine lebenslange Favoritin Wilhelmine Encke, die sich in des Königs Gunst sonnen dürfen. Seine durchaus mit Elan verfolgten politischen Absichten kann Friedrich Wilhelm II. jedoch nur mit Mühe gegen den vom großen Vorgänger installierten Staatsapparat durchsetzen. Für Preußens Elite bleibt Friedrich Wilhelm der Lüstling, der Faulpelz, der Nichtsnutz, als den ihn sein Onkel gebrandmarkt hat. Selbst der vom König hochgeschätzte Bildhauer Gottfried von Schadow lästert später: "Ganz Potsdam war ein Bordell." 

Unter der sinnenfrohen Herrschaft des immer dicker werdenden Monarchen hält der Klassizismus Einzug im rauen und militaristischen Berlin. Als erster Preußenkönig fördert Friedrich Wilhelm II. die Musik, die Sprache, das Theater und gibt Bauwerke wie das Brandenburger Tor und das Potsdamer Marmorpalais in Auftrag. Je mehr sich aber die Staatskasse leert, umso argwöhnischer verfolgen die Untertanen das Lotterleben und die Mätressenwirtschaft ihres Königs, der nur noch respektlos "der dicke Lüderjahn" genannt wird. Die letzten Jahre seiner elfjährigen Regierungszeit zieht sich der unter etlichen Krankheiten leidende Monarch mehr und mehr zurück. Wilde Gerüchte über Champagner-, Fress- und Sexorgien am Potsdamer Hof machen die Runde. Als Friedrich Wilhelm II. am 16. November 1797 nur 51-jährig mit wassergefüllten Lungen qualvoll erstickt, hält sich die Trauer seiner Untertanen in Grenzen. Ein Charlottenburger Pfarrer notiert: "Alles im Jubel über den Tod des Königs."

Stand: 16.11.07