Stichtag

20. März 2007 - Vor 405 Jahren: Die Vereinigte Ostindische Compagnie wird gegründet

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind die Niederlande neben Norditalien die am dichtesten besiedelte Region Europas, städtisch, wohlhabend, mit Handelskontakten vom Baltikum bis nach Portugal. Aber die Spanier, die früheren Herren der jetzt unabhängigen Niederlande, sperren ihre Häfen für die Calvinisten aus dem Norden. Um an die begehrten asiatischen Handelswaren zu kommen, müssen sich die Schiffe von der Nordsee nun selbst auf den Weg um Afrika machen.

Am 20. März 1602 schließen sich 17 führende Kaufleute zur "Verenigden oostindischen Compagnie" zusammen. Um ihre Handelsflotte zu finanzieren, geben sie als erste Gesellschaft der Welt Aktien aus, spekulative Optionsscheine auf den Erfolg ihrer Expeditionen. Der niederländische Staat stattet die Gesellschaft mit weitreichenden Privilegien aus: Zum Monopol auf die Asienfahrt gehört das Recht, dort Verträge zu schließen, Stützpunkte zu errichten, Beamte zu ernennen, Truppen zu kasernieren und Krieg zu führen. So baut die Compagnie in Indonesien ein eigenes Handelsreich auf. Weil es in Asien kaum Interesse an europäischen Produkten gibt, steigt sie in den innerasiatischen Handel ein, verkauft Sandelholz aus Timor in China und japanisches Kupfer an der Koromandelküste. Mit den eingetauschten Gewürzen und Textilien erzielt die Gesellschaft in Europa riesige Gewinne: Bis 1682 schüttet die Compagnie fast 1.500 Prozent ihres Startkapitals von 6,5 Millionen Gulden als Dividende aus. Der Reichtum aus Asien finanziert das goldene Zeitalter der Niederlande mit seinen Prachtbauten und der Kunst von Rembrandt und Vermeer.

Genozid und Pleite

In Asien ist der Handel kein friedliches Geschäft. Ständig kommt es zu Gefechten mit der europäischen Konkurrenz. Aber auch den einheimischen Markt sichern sich die Kaufleute mit Gewalt. Jan Coen gründet die Kolonie Batavia - heute Djakarta - und nennt sich Generalgouverneur von Niederländisch-Indien. Um sein Monopol auf den Muskat-Handel durchzusetzen, brennt er auf den Banda-Inseln die einheimischen Pflanzungen nieder, vertreibt und ermordet die Bevölkerung und siedelt in ihren Dörfern Sklaven an. Historiker sprechen heute von Völkermord. Auf den Schiffen der Niederländer fahren Abenteurer und daheim Verfolgte mit. Zeitweise beschäftigt die Comapagnie 10.000 Soldaten, die meist nicht mehr als neun Gulden im Monat verdienen. Von den Handelsreisenden, die für fünf Jahre in Asien bleiben, kehrt im Schnitt nur ein Drittel zurück. Die Meisten sterben durch Gewalt und Tropenkrankheiten oder lassen sich für immer in Asien nieder.Im 18. Jahrhundert überflügeln Engländer und Franzosen die niederländische Gesellschaft. Deren Gouverneure investieren lieber in Asien und entziehen der Compagnie immer mehr Kapital. Um die Aktionäre bei Laune zu halten, zahlt das Traditionsunternehmen mehr aus, als es aufbringen kann. 1799 meldet die Compagnie Konkurs an. Der niederländische Staat übernimmt sie mit allen Niederlassungen - die Basis für ein Kolonialreich.

Stand: 20.03.07