Jung und idealistisch vertritt Corneel van Derbilt die Idee, kein Mensch solle je mehr als 20.000 Dollar sein eigen nennen. Sechzig Jahre später hat Cornelius Vanderbilt, Nachkomme einfacher niederländischer Einwanderer in die USA, das größte Privatvermögen seiner Zeit zusammengerafft, angelegt in Eisenbahn-, Schifffahrts- und Grundstücksaktien. Sein Erfolgsrezept? "Gentlemen, Sie wollten mich betrügen", schreibt er um 1850 an die Konkurrenz, "ich werde Ihnen nicht den Prozess machen. Ich werde Sie ruinieren." Bestechung und Erpressung, Spekulation und Ausbeutung sind für Vanderbilt legitime Geschäftsmethoden. New Yorks Upper Class straft ihn dafür mit Verachtung, kann aber nicht verhindern, das dieser skrupellose Parvenü, ausgestattet mit Instinkt für den richtigen Zeitpunkt und Mut zu Innovationen, immer mehr Geld in immer größere Macht verwandelt.Die Erfolgsstory des 1794 auf einem Bauernhof bei New York geborenen Unternehmers beginnt mit 100 Dollar, die er sich als 17-Jähriger zum Kauf eines Segelboots von seiner Mutter leiht. Damit zieht er einen Fährdienst zwischen Staten Island und New York auf, so erfolgreich, dass aus dem Boot bald eine kleine Flotte wird. Mit 26 registriert Vanderbilt das baldige Ende der Segler-Ära, macht Kasse und heuert einige Jahre auf einem Dampfschiff an. Mit 33 hat er genug gelernt, macht sich wieder selbständig und lehrt seine früheren Vorgesetzten das Fürchten. Mit knapp 40 Jahren besitzt der nun respektvoll "Commodore" genannte Selfmade-Reeder 100 Dampfer, ist zig-facher Millionär und expandiert gnadenlos weiter. Mit der einfachen Methode, immer der Billigste am Markt zu sein, drängt sich Vanderbilt in das Geschäft auf den Transkontinental- und Transatlantik-Routen. Ist die Konkurrenz erledigt, werden die Preise wieder nach oben getrieben. Sicherheit auf seinen Schiffen interessiert Vanderbilt nicht. Die Rendite muss stimmen.
Den Coup seines Lebens landet der steinreiche Vanderbilt in einem Alter, in dem andere Wirtschaftskapitäne sich zur Ruhe setzen. 1861 bricht der amerikanische Bürgerkrieg aus. Der Großreeder zieht Regierungsaufträge zur Truppenversorgung an Land, stellt aber bald fest, dass das mit Schiffen kaum zu schaffen ist. Konsequent wie immer macht Vanderbilt seine Flotten zu Geld und steigt um auf Eisenbahnenaktien. Und wie zuvor gründet Vanderbilt keine Linien, sondern kauft auf, verdrängt und übernimmt - mit Mut zum Risiko. Obwohl die Konkurrenz ihn für wahnsinnig hält, investiert Vanderbilt auf einer Hauptroute in zwei Trassen nebeneinander und behält Recht: der Profit verdoppelt sich. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erbaut sich der Eisenbahn-Magnat seine eigene Kathedrale, die New Yorker Grand Central Station im Herzen Manhattans. Mit 83 Jahren stirbt Cornelius Vanderbilt am 4. Januar 1877 in seiner Residenz am Washington Place. Seinen Nachkommen hinterlässt er das für die damalige Zeit unerhörte Vermögen von 100 Millionen Dollar.
Stand: 04.01.07