"Verabschiedet euch von Vater" lautet der verschlüsselte Funkspruch des bolivianischen Oberkommandos. Die Soldaten in dem kleinen Anden-Dörfchen La Higuera haben den Befehl erwartet. Es ist das Todesurteil für Dr. Ernesto "Che" Guevara und sieben seiner Mitkämpfer. Am 9. Oktober 1967 um 13.10 Uhr wird der gefangen genommene Berufsrevolutionär ohne Gerichtsverhandlung mit neun Schüssen hingerichtet. Ein Helikopter bringt den Leichnam ins nahe gelegene Vallegrande. Im dortigen Waschhaus entstehen die letzten Fotos des aufgebahrten Che. Sie sollen der Welt beweisen, dass der gefürchtetste Revolutionär Südamerikas endgültig besiegt ist. Um jegliche Kultentwicklung zu unterbinden, lässt das bolivianische Militär kurz darauf Guevaras Körper und die seiner Mitstreiter an einem geheimen Ort verscharren.
Knapp 30 Jahre später hat Boliviens Regierung großes Interesse daran, den in einem Massengrab unter einer ehemaligen Landebahn verscharrten Revolutionshelden wieder los zu werden. Niemand hatte verhindern können, dass sich die Region um Vallegrande und La Higuera seit Guevaras Tod zum mythologischen Wallfahrtsziel von Polittouristen entwickelt. In aller Heimlichkeit spürt 1997 ein argentinisch-kubanisches Forscherteam die sterblichen Überreste wieder auf. Eine Woche lang werden die Knochen auf Merkmale hin überprüft, die eindeutig beweisen, dass es sich um den gesuchten Revolutionshelden handelt. Durch Vergleiche mit dem nach der Hinrichtung erstellten Obduktionsprotokoll und wegen der aufgefundenen Kleidungsstücke kommen die Experten zu dem einstimmigen Urteil: Bei dem Skelett handelt es sich um die Überreste des berühmtesten Revolutionärs der Welt.
In aller Stille macht sich am 12. Juli 1997 eine kleine kubanische Delegation von Havanna aus auf den Weg, um die Reste von Fidel Castros ehemaligem Mitstreiter zurückzuholen. Die Heimlichkeit ist notwendig, weil sich die Einwohner von Vallegrande und La Higuera vehement gegen die "Entführung" der Revolutions-Reliquien wehren. Mit leerem Grab ist die Pilgerstätte für die reichlich anreisenden Che-Verehrer nur noch die Hälfte wert. So findet die Übergabe der sterblichen Überreste so unauffällig wie möglich, im Hinterzimmer eines Krankenhauses von Santa Cruz, statt. Wenige Stunden später kehrt Dr. Ernesto Che Guevara nach über 30 Jahren in seine Wahlheimat Kuba zurück. Nur wenige geladene Gäste, die Angehörigen und natürlich Staatschef Fidel Castro nehmen den Sarg in Empfang. Beigesetzt wird er in einem Mausoleum in Santa Clara, in jener Stadt, die Comandante Ernesto Che Guevara 1958 mit seinen Guerrilleros erobert hatte - das Startsignal für die Kubanische Revolution.
Stand: 12.07.07