Stichtag

21. Juli 2004 - Vor 50 Jahren: Der Bau des Disneylands in Anaheim beginnt

Amerika wird Anfang der 1950er Jahre vom Verfolgungswahn geplagt. Senator McCarthy wittert überall Verschwörungen und bläst in seinem Ausschuss zur Kommunistenjagd. Einer, der kräftig mitjagt, ist der Trickfilmmogul Walt Disney. "Ich finde wirklich, dass die Kommunisten ausgeräuchert gehören und als das bloßgestellt werden, was sie sind", sagt der Schöpfer der Mickey Mouse. Er will, "dass sich all die guten, freiheitlichen Sachen in diesem Land und der Liberalismus, der wirklich amerikanisch ist, ohne den Makel des Kommunismus entfalten können."Während Disney sich in Hollywood von den Linken verfolgt fühlt, plant er 27 Meilen südöstlich von Los Angeles auf einer ehemaligen Orangenplantage in Anaheim sein Reich ohne jeden unamerikanischen Makel. In diesem Disney-Zwergstaat - größer als der Vatikan oder Monaco - gibt es verschiedene Länder: Das "Land der Vergangenheit" verherrlicht die amerikanische Pionierzeit des Wilden Westens, dessen Helden im "Grenzland" nochmals geehrt werden. Das "Phantasieland" entführt in eine kindliche Märchenwelt, und im "Zukunftsland" schließlich erfährt man von Mondraketen und atomgetriebenen Maschinen. All das ist für Disney viel mehr als ein riesiger Rummelplatz mit künstlichen Miniaturwelten. "Disneyland ist dedicated to the ideals, the dreams and the hard facts that have created America" - der Vergnügungspark widmet sich amerikanischen Idealen, Träumen und Leistungen.

Am 21. Juli 1954 wird der Grundstein des Traumreiches gelegt, ein Jahr später kommen die ersten Besucher. Das kalifornische Disneyland ist kleiner als seine Nachfolger in Florida, in Paris oder in Tokio. Aber es ist das einzige, dass Disney noch selbst entwirft. In seinen letzten Lebensjahren - er stirbt 1966 - zieht Disney sich mit seiner Frau häufig in das eigene Traumland zurück. Sie besitzen hier eine im Großmutterstil möblierte Wohnung auf der Hauptstraße. "An vielen Samstagabenden sitzen Walt und seine Frau" - so berichtet die Journalistin Hedda Hopper - "am Fenster, ziehen die Spitzengardinen ein wenig zurück und beobachten die Menge auf der Straße, so wie Kinder einer Parade zusehen."Stand: 21.07.04