Am 6. November 1492 sitzt Christoph Kolumbus in der Kajüte der Santa Maria. Soeben sind seine Kundschafter aufs Festland der neu entdeckten Insel Kuba vorgedrungen, um Land und Leute zu erkunden. "Auf dem Weg ins Landesinnere trafen meine Männer viele Eingeborene, die unterwegs waren", schreibt Kolumbus in sein Tagebuch. "Männer und Frauen, welche ein verkohltes und ausgehöhltes Stück Holz in den Händen hielten und dazu Kräuter, um diese darin zu verrauchen, was ein Brauch bei ihnen ist." Diese Passage ist die erste Notiz über das Rauchen, die aus der neuen Welt überliefert ist.
Kolumbus selbst belässt es bei der Notiz. Einer seiner Späher aber versucht einen Zug - und entbrennt in Leidenschaft für den Tabak. Ebenso ergeht es anderen Rauchanfängern wie dem Dominikanermönch Bartholomé de las Casas, der mit der Familie Kolumbus befreundet ist und einige Zeit bei den Ureinwohnern wohnt. "Der Rauch machte die Indianer schläfrig", wird er später notieren, "und, wie sie behaupteten, berauschte sie und half ihnen, die Anstrengungen leichter zu ertragen."
1527 raucht bereits ein Teil der spanischsprachigen Welt. Ein gewisser Jean Nicot, französischer Gesandter in Lissabon, schickt Tabakblätter an den Pariser Hof. Von dort aus tritt Nikotin seinen Siegeszug durch Europa an. Nur für die Kirche ist der Tabak Teufelszeug, der stinkende Qualm der sündige Dampf des Fegefeuers. Die Päpste des 17. Jahrhunderts, denen der Tabak zum Himmel stinkt, erlassen Dekrete gegen das Rauchen. Aber da hat die Menschheit schon Feuer gefangen. Und die Staatsmänner haben längst entdeckt, dass sich mit der Besteuerung des Tabaks gutes Geld verdienen lässt. "Sie haben Recht, Madame. Rauchen und Schnupfen sind zwei Laster", entgegnet der französische Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord einer sittenstrengen Dame der Gesellschaft. "Und ich werde mich gewiss dagegen einsetzen, sobald Sie mir zwei Tugenden nennen, die der Staatskasse 120 Millionen Franc einbringen."
Stand: 06.11.07