Soldaten der Roten Armee beim Häuserkampf in Stalingrad (Aufnahme von 1942)

Stichtag

19. November 1942 - Sowjetische Offensive bei Stalingrad beginnt

Stalingrad - für die Russen verbindet sich damit ein historischer Sieg, für die Deutschen ist es eine entscheidende Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Die Schlacht um die Stadt, die heute Wolgograd heißt, hat Legenden produziert, die mit der historischen Wirklichkeit nur wenig zu tun haben. Schon zu Beginn steht eine Lüge: Die Wehrmacht kommt mit ihrem Russlandfeldzug im Sommer 1941 einem geplanten Angriff der Bolschewisten zuvor - das verkündet die Nazi-Propaganda. "Es gehört zu den langlebigen Mythen bis heute, dass es sich um einen Präventivkrieg gehandelt habe - das ist falsch", sagt der Kölner Geschichtsprofessor Jost Dülffer. KPdSU-Generalsekretär Stalin sei vielmehr überrascht worden.

Vernichtung durch SS, SD und Wehrmacht

Die Wehrmacht überrennt die sowjetischen Linien und vernichtet große Teile der Roten Armee in riesigen Kesselschlachten. Sofort beginnt in den eroberten Gebieten die Ausrottung: Planmäßig lassen die Deutschen einen Großteil der etwa drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen und hundertausende Zivilisten verhungern oder erfrieren. Bei der Vernichtung arbeiten SS, SD und die deutschen Truppen eng zusammen - entgegen der Nachkriegsmär von der "sauberen Wehrmacht". So beteiligt sich zum Beispiel die später in Stalingrad kämpfende Sechste Armee am Massaker von Babi Jar, als bei Kiew 33.000 Juden ermordet werden.

"Blitzkrieg"-Strategie scheitert schon 1941

Bis heute gilt die Schlacht um Stalingrad Ende 1942 als Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges. Doch auch das ist eine Legende. Denn schon im Dezember 1941 fällt die Entscheidung: Vor Moskau wird der deutsche Vormarsch von der neu formierten Roten Armee gestoppt. Zum ersten Mal ist die "Blitzkrieg"-Strategie gescheitert. Ausreichend Nachschub und Winterausrüstung hat beim deutschen Generalstab niemand eingeplant. Dennoch will Hitler mit einer neuen Großoffensive den Sieg erzwingen.

Trotz zunehmender Verluste - ein Drittel der ursprünglich drei Millionen deutschen Angreifer ist bereits tot, verwundet oder gefangen - gelingen im Sommer 1942 noch einmal große Geländegewinne. Im August erreicht die Sechste Armee unter General Friedrich Paulus Stalingrad. Gemäß "Führer"-Befehl werden 40.000 russische Männer liquidiert, Frauen und Kinder deportiert.

Kannibalismus, Selbstmord, Wahnsinn

Am 8. November 1942 verkündet Hitler im Münchner Bürgerbräukeller den Sieg in Stalingrad. Doch elf Tage später, am 19. November 1942, beginnt, was er für unmöglich erklärt hat: die Gegenoffensive der Roten Armee nördlich und südlich der Stadt. Wenige Tage später sind 250.000 deutsche und verbündete Soldaten eingeschlossen. Hitler befiehlt, die Stadt um jeden Preis zu halten und verbietet einen Ausbruch aus dem Kessel. Eine militärische Befreiung von außen scheitert. Die Versorgungslage ist katastrophal. Verzweiflung, Kälte und Hunger führen zu unvorstellbaren Szenen. Zahlreiche Fälle von Kannibalismus, Selbstmord und Wahnsinn sind belegt.

Anfang Februar 1943 kapituliert Generalfeldmarschall Paulus. Mit ihm gehen die 110.000 überlebenden deutschen Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Insgesamt kosten die Kämpfe um Stalingrad fast zwei Millionen Menschen auf beiden Seiten das Leben.

Stand: 19.11.2007