Stichtag

20. August 2007 - Vor 110 Jahren: Sir Ronald Ross entdeckt den Malaria-Erreger

Mit mulmigen Gefühlen macht sich das Kardinalskollegium anno 1623 auf die Reise nach Rom. Während der brütenden Sommerhitze ist Papst Gregor XV., wie schon etliche seiner Vorgänger, dem geheimnisvollen Fieber zum Opfer gefallen. Die Eminenzen fürchten weniger die Strapazen des bevorstehenden Konklaves als vielmehr die Gefahren, die das mörderische Klima in der von Sümpfen umgebenen Ewigen Stadt birgt. Zu Recht: Noch bevor Urban VIII. zum neuen Papst gewählt ist, hat das Fieber sechs Kardinäle und drei Dutzend Vatikan-Bedienstete dahin gerafft. Die Bezeichnung Malaria, von "mal'aria " (schlechte Luft) ist damals genauso unbekannt wie die Ursachen der gefürchteten Seuche. Millionen Menschen müssen weltweit noch sterben, bis ein englischer Tropenarzt Ende des 19. Jahrhunderts endlich den Erreger des Fiebers aufspürt. 

Auf dem indischen Subkontinent kommt Ronald Ross, Sanitätsoffizier der englischen Armee, erstmals mit Malaria und Moskitos in Berührung. Der 1857 in Nepal geborene Sohn eines Generals war nach seinem Medizinstudium zunächst als Schiffsarzt zur See gefahren. 1888 erhält er ein Kommando nach Burma und beginnt mit intensiven Studien der Malaria. Jahrelang erforscht er die Vorgänge in den Organismen von Stechmücken und malariainfizierten Menschen. Als Wegweiser dienen ihm die damals bereits entdeckten Parasiten im Blut von Erkrankten.   Am 20. August 1897 schließlich kann er den Entwicklungsgang des Erregers in Mücke und Mensch lückenlos erklären. Damit legt Ronald Ross den Grundstein für eine Behandlung des gefährlichen Tropenfiebers.

In den folgenden Jahren bereist Ross die meisten von Malaria verseuchten Länder und identifiziert eine bestimmte Gattung der Anophelesmücke als Wirt und Überträger der Malariaparasiten. 1902 beruft der britische König den Begründer der modernen Malaria-Prophylaxe in Anerkennung seiner bedeutenden Leistung zum "Companion of the Most Honourable Order of Bath"; 1911 wird Sir Ronald Ross in den Adelsstand erhoben. Den Gipfel seiner Laufbahn erlebt Ross mit der Eröffnung des nach ihm benannten "Institute of Tropical Hygiene", dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1932 vorsteht. Über die epochale Bedeutung seiner Arbeit ist sich der Gelehrte stets bewusst. Als ihn der Schriftsteller Jan Maclaren einmal fragt, ob die Sache mit den Malariaparasiten wirklich so wichtig sei, antwortet Ross: "Aber sicher, wichtiger als die Schlacht von Waterloo."

Stand: 20.08.07