1971 hat die Maus ihren ersten sonntäglichen Fernsehauftritt. In einer Bildergeschichte tapst die Trickfilmfigur der Illustratorin Isolde Schmitt-Menzel durch einen Einkaufsladen und schnüffelt an den ausgestellten Waren. Dann setzt sie sich auf die Hinterbeine, streckt das Schnäuzchen in die Luft und pfeift laut vor Freude. Die Sendung heißt "Lach- und Sachgeschichten" und läuft beim WDR. Etwa zur gleichen Zeit sucht Gert Müntefering einen Moderator, der den roten Faden zwischen den kleinen Filmchen bildet. "Bunt" soll er nach Ansicht des Kinderprogramm-Chefs sein, aber kein Unterhaltungskünstler. "Leute, die erklären", sind Müntefering zu oberlehrerhaft. "Wir müssen jemanden haben, der Spaß macht", entscheidet er. "Nehmen wir doch mal eine Trickfigur. Das war dann eben die Maus aus einer der Bildgeschichten."
Den Kindern gefällt der orange Nager mit dem klackenden Augenaufschlag und dem fragenden Nasenziehen. Schon bald wird er zum eigentlichen Helden der "Lach- und Sachgeschichten". Durch ihre Vorliebe provozieren die jungen Zuschauer sogar indirekt eine Namensänderung der Wissenssendung. Eines Tages läuft Müntefering über die WDR-Flure. "Die Kinder sagen: Das ist die Sendung mit der Maus", soll er gesagt haben, wie sich Achim Maiwald erinnert. "Wir nennen sie einfach 'Die Sendung mit der Maus'. So ist der Titel eigentlich entstanden." Am 23. Januar 1972 ist die Umbenennung offiziell vollzogen. Es ist der Beginn einer beispiellosen Karriere, die inzwischen 35 Jahre währt.
In all der Zeit ist es die mehrfach ausgezeichnete Titelheldin gelungen, nicht ein Wort zu sprechen. Gerade durch diese Sprachlosigkeit ist der in 100 Ländern ausgestrahlte Exportschlager bis in die Gesten international geblieben: Den Augenaufschlag der Maus erzeugen Geräuschemacher mit Hilfe von spanischen Kastagnetten, ihre Schritte mit Hilfe einer Kokosnuss. Und, trotz all der brennenden Kinderfragen, die die Sendung aufklärt: Außer ihrer Freundschaft zum kleinen blauen Elefanten und der Ente bleibt das Privatleben der Maus den kleinen und großen Fans verborgen. Für Armin Maiwald ist das eines der Geheimnisse ihres Erfolges. "Je mehr man sie definiert, desto mehr Grenzen macht man ihr auch. Gerade dieses Nichtdefinierte, dieses nicht Sprechen in irgendeinem Dialekt oder irgendeiner Sprache, macht sie eben auch frei nach allen Seiten."
Stand: 23.01.07