"Entwaffnet die Märkte!" lautet im Dezember 1997 die Überschrift eines Artikels in der französischen Zeitung "Le Monde diplomatique ". Ignacio Ramonet rechnet darin mit dem internationalen Finanzsystem ab: "Will man verhindern, dass die Welt sich im 21. Jahrhundert endgültig in einen Dschungel verwandelt, in welchem die Räuber den Ton angeben, wird die Entwaffnung der Finanzmächte zur ersten Bürgerpflicht." Der Text endet mit dem Aufruf, eine Nichtregierungsorganisation zu gründen. Ihre umständliche Bezeichnung lautet "Action pour une taxe Tobin d'aide aux citoyens" ("Aktion für eine Tobin-Steuer zum Nutzen der Bürger"). Die Abkürzung ist umso griffiger: Attac. Die Tobin-Steuer geht auf James Tobin zurück, der eine Besteuerung des Devisenhandels gefordert hat. Die Zeitung erhält große Resonanz auf den Artikel: Am 3. Juni 1998 wird Attac in Paris gegründet. Mittlerweile steht das französische Kürzel Attac für "Association pour une Taxation des Transactions financières pour l'Aide aux Citoyens ". Wörtlich übersetzt: "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Bürger".
Attac Deutschland entsteht im Jahr 2000. Das Spektrum der heutigen Mitglied ist breit: Darunter sind unter anderem Oskar Lafontaine (Die Linke), Heiner Geißler (CDU), Ärzte-Sänger Bela B., Liedermacher Konstantin Wecker, die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft", die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der BUND. Sie alle verbindet der Attac-Slogan "Für eine solidarische Weltwirtschaft - gegen neoliberale Globalisierung". "Attac geht es darum, der Globalisierung soziale und ökologische Regeln zu geben", sagt Sven Giegold, Gründungsmitglied von Attac Deutschland. "Uns geht es nicht darum, die Globalisierung rückgängig zu machen oder das als einen falschen Prozess darzustellen."
Bekannt wird Attac in Deutschland durch den Protest gegen den G8-Gipfel in Genua 2001. Die Mächtigen der Welt konferieren, ihre Kritiker demonstrieren. Mit dabei sind rund tausend Deutsche, darunter Mitglieder von Attac. "Von da an war Attac plötzlich ein Akteur", sagt Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin. "Dann begann, bedingt durch die Medienberichterstattung, ein Zulauf." Hartz IV, Irakkrieg, Studiengebühren, Gesundheitsreform, Bahnprivatisierung - kaum ein Protestthema, bei dem nicht auch das globalisierungskritische Netzwerk mitdemonstriert. Im Juni 2007 bringt erneut ein G8-Gipfel Attac in die Schlagzeilen. Heiligendamm ist für Giegold ein Erfolg: "Der Attac-Block war einer der größten auf der Demonstration und es hat uns ermöglicht, unsere Kritik an der Globalisierung und unsere Alternativen täglich in die Tagesschau zu bringen. Das haben wir vorher noch nie geschafft."
Stand: 03.06.08