Stichtag

20. April 2008 - Vor 100 Jahren: Geburtstag des Jazzmusikers Lionel Hampton

Mit sechs Jahren hat Lionel Hampton nach eigenen Angaben sein Erweckungserlebnis. Mit seiner Großmutter sitzt er wie jeden Sonntag in der Holiness Church in Birmingham, Alabama. An der Basstrommel der gemeindeeigenen Musikband steht eine Ordensschwester. Als sie sich durch Trommeln in Verzückung spielt, springt der kleine Lionel auf, greift sich die Schlegel und spielt einfach weiter. "Ich hatte den Eindruck, dass Schlagzeugspielen der beste Weg war, Gott nahe zu kommen", wird er später sagen. "Von da an war ich Drummer."

Hampton wird 20. April 1908 in Louisville, Kentucky, geboren. 1919 übersiedelt die Familie nach Chicago, wo sie sich während der Prohibition mit illegal gebranntem Schnaps bestens über Wasser hält. Im Musikunterricht lernt Hampton alle Instrumente der Schlagzeugfamilie, nebenbei hört er die Platten von Louis Armstrong und Coleman Hawkins, deren Soli er auf dem Xylophon nachspielt. In Los Angeles gelingt es Hampton, sich in der Jazzszene zu etablieren. 1930 darf er im legendären Cotton Club für Armstrong das Vibraphon spielen - und führt damit das Instrument in die Jazzgeschichte ein. Nach einigen Rundfunkaufnahmen gilt Hampton als "der schnellste Drummer der Welt". Mit seinen kurzen, eingängigen "Rhythm and Blues Riffs" nimmt er ein wichtiges Stilmittel des Rock 'n' Roll vorweg.

Auch wenn Hampton denkt, durch Trommeln Gott näher zu kommen, so glauben doch seine Zeitgenossen, dass er eher wie der Teufel spiele. Mit seinen Schlegeln spornt er die Band dirigierend zur Höchstleistung an, Konzertbesucher spielt er regelmäßig in den Rausch. Bei einem Konzert in Hamburg 1956 muss Staatsgewalt verhindern, dass das zum Rasen gebrachte Publikum die Bühne stürmt. "Wir sprangen auf die Stühle, und schon splitterte Holz", erinnert sich ein Fan. "Der Rest ging im Polizeieinsatz unter". Hampton stirbt 2002 in New York.

Stand: 20.04.08