Nach seinem Amtsantritt als Bundesverteidigungsminister 1956 will Franz Josef Strauß (CSU) die Luftwaffe mit neuen Jagdflugzeugen ausstatten. Zur Auswahl stehen unter anderem die französische Mirage und der amerikanische Starfighter. Nach einem Besuch bei der US-Firma Lockheed in Kalifornien favorisiert Strauß deren Starfighter-Modell "F-104". Diese Entscheidung billigt der Verteidigungsausschuss des Bundestages am 6. November 1958. Von Beginn an gibt es Spekulationen, Strauß habe ein persönliches Interesse an der Beschaffung des Starfighters. Jahre später gibt Strauß' Kontaktmann bei Lockheed, Ernest Felix Hauser, unter Eid vor einem US-Untersuchungsausschuss Auskunft und bringt die sogenannte Lockheed-Affäre ins Rollen. Demnach sollen in die Bundesrepublik Millionen-Beträge geflossen sein, so wie in alle anderen Käufer-Länder auch. Der Hersteller Lockheed selbst spricht von insgesamt 270 Millionen Dollar Schmiergeld. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages geht Hausers Vorwürfen nach, Strauß habe mindestens zehn Millionen Dollar erhalten. Nachweisen lässt sich eine Bestechung aber nicht.
Die Entscheidung für den Starfighter hat ungeahnte Folgen. Von den insgesamt 916 bundesdeutschen Starfightern stürzen 292 ab. 116 Piloten werden getötet. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen. Die "F-104", so der Luftfahrexperte Ulrich Albrecht, ist für kalifornische Wetterverhältnisse zugeschnitten und für die Bomberabwehr in großer Höhe konzipiert. In der Bundesrepublik soll der Kurzstrecken-Jäger für den Tag jedoch auch in der Nacht und bei Nebel über weite Entfernungen Bomben und sogar Atomwaffen tragen können. Zudem drängt die Bundesregierung darauf, in kurzer Zeit so viele Flugzeuge wie möglich in Lizenz zu bauen. So liefert Lockheed am Anfang 96 Maschinen aus den USA, die umgerüstet werden müssen. Die restlichen Flugzeuge entstehen in der Bundesrepublik - mit der Bezeichnug "F-104 G" (für "German" ). 700 Maschinen rollen innerhalb kurzer Zeit auf die Fliegerhorste. Strauß rechtfertigt die hohen Stückzahlen. Nur so könne die deutsche Luftfahrtindustrie nachhaltig angekurbelt werden.
Der Bund gibt für jede Maschine sechs Millionen Mark aus, spart jedoch zu Beginn an den Hangars. Die Flugzeuge stehen bei Wind und Wetter draußen, Kondenswasser legt die Elektronik lahm. Außerdem ist die Ausbildung der Piloten mangelhaft. Die Kampfflieger sind mit dem anspruchsvollen Flugzeug überfordert, auch gibt es zu wenige Trainingsflüge. Als Johannes Steinhoff neuer Luftwaffeninspekteur wird, gehen die Absturzzahlen allmählich zurück. Steinhoff ordnet zusätzliche Flugtrainings an. Zudem lässt er Maschinen in geheizten Hangars unterbringen. Ausgemustert wird der Starfighter im Mai 1991.
Stand: 06.11.08