Im Herbst 1965 hat der Schlagerstar Ralf Bendix einen Auftritt im niedersächsischen Provinzstädtchen Quakenbrück. Bendix ist mit Hits wie "Babysitter Boogie" und "Kriminaltango" berühmt geworden. Jetzt möchte er gerne ins Produzentenfach wechseln. Da trifft es sich gut, dass er in seiner Vorgruppe beim Konzert im Gasthof Gössling einen jungen Mann namens Heinz Georg Kramm kennen lernt. Genau wie Freddy Quinn habe der 26-jährige Kramm gesungen, wird sich Bendix erinnern: "Wenn Sie die Augen zugemacht haben, haben Sie geglaubt, der Freddy singt." Kramm hat einen schönen Bariton, und Bendix wittert seine Chance. Heute kennt kaum noch jemand den Entdecker. Aber Kramm ist unter dem Namen "Heino" 98 Prozent der Deutschen ein Begriff.
Geboren wird Heino am 13. Dezember 1938 in einem Vorort von Düsseldorf. Der Vater fällt im Krieg, mit seiner Mutter und elf Verwandten muss er sich eine kleine Wohnung teilen. Auf Wunsch der Mutter macht er eine Bäckerlehre; seiner Leidenschaft für die Musik kann er nur am Wochenende frönen. Bendix formt aus Heino eine Marke: Einsam und verlassen, im Rollkragenpullover, mit blonden Haaren und dunkler Brille, von Ferne und Abenteuer singend. Die Brille, die er anfangs wegen eines Augenleidens trägt, wird zu Heinos Markenzeichen. Die erste Single, "Jenseits des Tales", eigentlich als B-Seite konzipiert, verkauft sich 1966 über 100.000 mal. Niemand ist davon mehr überrascht als Heino selbst: Die Plattenfirma muss den Sänger aus dem Urlaub in Italien zurückholen, damit er auf der Welle der Beliebtheit eine LP produziert.Aber die Beliebtheit ebbt nicht ab. Bald schon überflügeln Heinos Plattenumsätze in Deutschland die der Beatles. Dem Erfolg tut selbst der Umstand keinen Abbruch, dass der treue SPD-Wähler im Auftrag des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger das Deutschlandlied für die Schulen des Landes einspielt - inklusive der verbotenen ersten Strophe.Zunächst versucht Heino, alte Volkslieder neu zu interpretieren. In den siebziger Jahren dann beginnt er, sich dem deutschsprachigen Schlager zuzuwenden. Seine Hits wie "Die schwarze Barbara" "Schwarzbraun ist die Haselnuss" und "Blau blüht der Enzian" erreichen Millionenauflagen - letzterer 1989 sogar als Rap-Version. Nach dem Fall der Mauer kauft auch das Publikum der ehemaligen DDR, in der Heinos Lieder verboten waren, seine Platten.
Bis heute steht Heino auf der Bühne. In den 40 Jahren seiner Gesangskarriere hat er mehr als 1.000 Lieder vertont und rund 50 Millionen Platten verkauft. In seinem Café in Bad Münstereifel gibt es Heino-Brillen, Heino-Parfüm, Heino-Gummibärchen und Heino-Haselnusstorte.
Stand: 13.12.08