Beim New Yorker Auktionshaus Sotheby's im Mai 2007: "White Center", ein Bild des US-Malers Mark Rothko, wird für fast 73 Millionen Dollar (rund 53,5 Millionen Euro) verkauft. Damit gehört Rothko zu den zehn teuersten Malern der Welt. Zu diesem Zeitpunkt ist er allerdings bereits seit fast 40 Jahren tot: Rothko schneidet sich am 25. Februar 1970 in seinem New Yorker Atelier die Pulsadern auf, gezeichnet von Krankheit, Depression und Alkoholmissbrauch. In seinem Testament hat er verfügt, dass seine Gemälde seinen Kindern zugutekommen soll. Doch schon kurz nach seinem Tod verkaufen seine Nachlassverwalter Rothkos Werke weit unter Wert in alle Welt. Als Tochter Kate mit 19 Jahren endlich alt genug ist, um vor Gericht zu klagen, lässt sich nur noch einen Teil für sie und ihren Bruder Christopher retten.
Geboren wird Mark Rothko am 25. September 1903 im lettischen Daugavpils (Dünaburg), das damals zum russischen Zarenreich gehört. Als er zehn Jahre alt ist, wandert seine Familie aus Angst vor antijüdischen Pogromen in die USA aus. Sein Name lautet damals noch Marcus Rothkowitz. Als junger Mann studiert er zunächst Psychologie an der Yale-Universität in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut, dann geht er nach New York, um zu malen. Anfangs sind Rothkos Bilder noch gegenständlich: öffentliche Plätze, Szenen aus der U-Bahn. Ab den 40er Jahren beginnt er, seine Darstellungen immer stärker zu reduzieren und konzentriert sich auf Farbe und Form. "Mark Rothko ist der letzte der modernen Künstler, der noch die Utopie verfolgt, ein Bild zu schaffen, welches für alle Menschen gültig ist und welches eine bessere Welt auch verkörpern kann", sagt Daniel Koep von der Hamburger Kunsthalle.
Rothko, der im Atelier vorwiegend Mozart hört, ist fast 50, als er international bekannt wird. "Mein Vater hätte sich sensible, aber vor allem viele Betrachter gewünscht", sagt Tochter Kate. Die Betrachter sollen die Farbflächen lange auf sich wirken lassen. Was Rothko selbst beim Malen gedacht hat, ist dabei nicht wichtig. "Er drückt nicht seine Gefühle aus", sagt Koep. "Jeder Betrachter kann vor dem Bild etwas ganz anderes empfinden, das liegt im Auge des Betrachters." Als Vertreter des Abstrakten Expressionismus kann Rothko mit der Pop Art, die Mitte der 50er Jahre aufkommt, nichts anfangen. Sobald Andy Warhol auf derselben Party auftaucht, verlässt Rothko unter Protest den Raum und beschwert sich beim Gastgeber. Während die Pop Art immer grellere Kunst hervorbringt, beginnt Rothko komplett schwarze Bilder zu malen. Radikal verfolgt er bis zum Schluss die Reduktion.
Stand: 25.09.08