Zahnlos und grimmig, mit schrumpeligem Pilzmund und stacheligem Wurzelkinn: So stellt sich Giuseppe Arcimboldo den Winter vor. Und so malt er ihn auch, als Kaiser Ferdinand I. den Maler bittet, die Jahreszeiten auf Leinwand festzuhalten. Die grobe Haut ist aus der Rinde eines fast schon toten Baums gemacht, den ein Strohmantel notdürftig vor der Kälte schützt. Die Blätterhaare sind dem Winter fast alle ausgefallen. Nur eine Orange und eine Zitrone hauchen dem Winter noch etwas Leben ein: eine langsam verwelkende Erinnerung an Arcimboldos Heimat Italien, nach der sich der Maler im hohen Alter immer mehr zurücksehnt.
Arcimboldo wird 1527 in Mailand geboren. Hier ist sein Vater als Maler im Dom tätig, der Sohn hilft ihm bei der Ausgestaltung von Glasfenstern. Schon früh ist Arcimboldo für seine üppigen Bilder mit Blumensträußen, Blütengirlanden und Früchten bekannt. Weltberühmt aber wird er erst, als ihn Kaiser Ferdinand I. 1562 an seinen Hof nach Prag holt. Hier setzt Arcimboldo ein Jahr später erstmals Gurken, Kürbisse, Ähren und Trauben kunstvoll zu Gesichtern zusammen. Auf Feldern und in Wäldern rund um Prag ist der Maler von nun an ständig auf der Suche nach Pflanzen, Obst und Gemüse, die er im Atelier als Ohren, Nasen und Münder verwenden kann. Wie Arcimboldo auf diesen Einfall kommt, ist unbekannt. Ein Vorbild für diese Art zu malen gibt es nicht.
Drei Kaisern dient Arcimboldo in Prag. Schon bald muss er nicht nur Bilder malen, sondern auch Spiele, Bühnenbilder oder Masken für die zahlreichen Feste, Hochzeits- und Krönungsfeiern oder Ritterturniere am Prager Hof erfinden, die dem Volk die Macht und den Reichtum des Kaiserhauses zeigen sollen. Mal lässt er Pferde als Drachen verkleidet durch die Straßen reiten, mal besorgt er einen echten Elefanten für einen prunkvollen Festumzug. 1587 darf Arcimboldo nach langem Bitten nach Italien zurückkehren - unter der Bedingung, dass er auch weiterhin für den Kaiser tätig ist. Er stirbt am 11. Juli 1593 in seiner Geburtsstadt Mailand.
Stand: 11.07.08