George Crum ist sauer. Mehrmals hat der Millionär Cornelius Vanderbilt sein Essen mit der Begründung zurückgehen lassen, dass ihm die Bratkartoffeln nicht dünn genug seien. Kurz entschlossen schneidet der Chefkoch des Restaurants Moons in Saragota am Hudson River die nächste Portion in hauchdünne Scheiben, lässt sie anbrennen und salzt mehr als gehörig nach. Zu Crums Überraschung ist Vanderbilt von den Produkten, die sich mit der Gabel nicht mehr aufspießen lassen, hellauf begeistert. Die kulinarische Rache wandert als Fingerfood-Spezialität unter dem Namen "Saragota Chips" auf die Speisekarte.
So jedenfalls will es die Legende, die den Geburtstag des Kartoffelchips auf den 24. August 1853 datiert. Vielleicht ist die Erfinderin aber auch George Crums Schwester Katie, der aus Versehen eine Kartoffelscheibe in die Friteuse fiel. Genau weiß das niemand. So oder so machen Crums Kartoffelchips zunächst in Neuengland Karriere - und wandern von hier aus, vertrieben von findigen US-Unternehmern, um die Welt. In Deutschland kommen die krossen Kartoffelscheiben allerdings erst knapp 100 Jahre später an. Amerikanische GIs lassen sich ihre Freizeitnahrung per Schiff nachschicken. Da die Chips auf dem Weg nach Europa labbrig werden, kommt der deutsche Ingenieur Heinz Flessner in Neu-Isenburg auf die Idee, sie den amerikanischen Soldaten als Produkte "Made in Germany" anzubieten - und beginnt mit der deutschen Fabrikherstellung.Die Deutschen selbst hingegen tun sich zunächst schwer mit der salzigen Neuheit aus den USA. Erst als ein Kölner Zucker-Hersteller in den sechziger Jahren mit der Produktion beginnt, um unter seinen Landsleuten "Entwicklungshilfe" zu leisten, gewinnt der Verkauf an Fahrt. "Die Leute sollen die Chips nicht nur abends zum Bier oder vor dem Fernsehen essen", lautet sein Credo, "sondern auch zu regelmäßigen Mahlzeiten und als Zwischenverpflegung im Auto und im Büro."
Als vollwertige Zwischenmahlzeit haben sich Kartoffelchips inzwischen allerdings lediglich bei einigen Schülern durchgesetzt, die den fettigen Snack nach der Schule gleich tütenweise verschlingen. Trotzdem ist der Chip ein Erfolgsprodukt. 800 Gramm davon verzehrt der Deutsche durchschnittlich im Jahr. In den USA sind es pro Kopf acht Kilo.
Stand: 24.08.08