Quantensprünge bezeichnen in der Umgangssprache größtmögliche Leistungen. Eingeführt hat die Bezeichnung der Physiker Max Planck 1900. Doch Planck beschreibt mit dem Begriff kleinstmögliche Änderungen in der Welt der Atome. Die Entdeckung der Quantensprünge begründet eine revolutionär neue Theorie: Die Quantenphysik. "Die Wirkung des physikalischen Wirkungsquantums, das ist meine Hauptleistung", sagt der 84-jährige Physiker 1942 in einem Film für das NS-Propagandaministerium. "Die Folgen auf allen Gebieten - Physik, Chemie, Astronomie und sogar Biologie - sind noch gar nicht abzusehen."Heute, im Zeitalter der Elektronik, geht ohne Plancks Quantentheorie nichts mehr. Im 19. Jahrhundert heißt die grundlegende Frage noch: Gibt es überhaupt Atome? Die Physiker suchen ein Modell, das alle Erscheinungsformen der Natur erklärt. Feste Materie, aber ebenso das Licht. Wenn Materie mit Atomen beschrieben wird, dann besteht auch Strahlungsenergie wie Licht aus "Strahlungsatomen", aus so genannten Lichtquanten. Strahlung breitet sich demnach nicht als beliebige Welle aus, sondern als punkförmiges Partikel, als ein Quantum Licht, sozusagen portionsweise. "Ich wagte anfangs diese Hypothese nur ungern", sagt Planck. Die Arbeit seiner Kollegen habe aber gezeigt, "dass sie der Wirklichkeit entspricht."
1918 wird Plancks Idee mit dem Nobelpreis belohnt. Zu diesem Zeitpunkt ist der am 23. April 1858 in Kiel geborene Wissenschaftler, der aus einer Theologen- und Juristenfamilie stammt, längst mehr als ein überragender Theoretiker. Er hat sich vom Forscher zum Repräsentanten der deutschen Physik gewandelt. Als Rektor der Berliner Universität und ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften begrüßt er 1914 den Kriegsaufruf von Kaiser Wilhelm II.: "Es ist ein Hochgefühl, sich heute ein Deutscher nennen zu können." Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches führt Planck die deutsche Physik mit der Parole "Durchhalten und weiterarbeiten!" durch die Weimarer Republik. Als die Nazis 1933 die Entlassung aller Juden aus der Wissenschaft verlangen, ordnet sich Planck unter und sagt sich sogar von seinem ehemaligen Freund Albert Einstein los.
"Sein Handeln während der Nazizeit folgt einer Weltsicht, die die Pflichterfüllung gegen Institutionen schätzte und die Sache der Wissenschaft über die allgemeine Menschlichkeit stellte", schreibt Planck-Biograph John Heilbron. Plancks Verhalten ist geprägt durch seine Erziehung zu Pflichtbewusstsein und Staatstreue sowie durch sein religiöses Verhältnis zur Wissenschaft: "Bei Planck gibt es ein merkwürdiges, wunderbares, übereinstimmendes Wechselspiel zwischen einem religiösen Gefühl und wissenschaftlichem Streben", sagt Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer. Die deutsche Wissenschaft feiert vor allem Plancks überragende Forscherpersönlichkeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die von Kriegs- und Rassenforschung korrumpierte Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft nach ihrem ehemaligen Präsidenten in Max-Planck-Gesellschaft umbenannt - kurz nach Plancks Tod am 4. Oktober 1947 in Göttingen.
Stand: 23.04.08