Stichtag

04. November 2008 - Vor 10 Jahren: Todestag von Marion Donovan

Mit 29 Jahren hat Marion Donovan die Nase voll. Architektur hat sie studiert, einen Abschluss in englischer Literatur gemacht, in New York für die Modezeitschrift "Vogue" gearbeitet. Und jetzt sitzt sie als Ehefrau eines Geschäftsmanns in der amerikanischen Provinz und muss ihren schreienden Kindern die Windeln wechseln. 1946 ist das, und Windelwechseln ist ebenso unappetitlich wie Windeltragen. Denn noch sind die Windeln aus Stoff und haben keinen Auslaufschutz. Kleinere und größere Geschäfte gehen nicht nur in die Hose, sondern bleiben auch an Babys Po oder laufen in Mamis Hände.

Da besinnt sich Donovan darauf, dass sie einer Erfinderfamilie entstammt. Im Badezimmer reißt sie den Duschvorhang aus der Verankerung und näht daraus ein hosenartiges Plastikstück auf ihrer Nähmaschine. "Boaters" ("Bootsmann") nennt sie ihr Produkt - weil es dafür sorgt, dass der Rest der Umwelt trocken bleibt. Am Ende besteht der Auslaufschutz aus Fallschirm-Nylon mit modernen Druckknöpfen an der Seite. Auf den Wickelkommoden der USA wird die Windel ein Bestseller, gestresste Mütter sind dankbar.

Auch die "Boaters "-Windel mit Papiereinlage erfindet Donovan: die erste echte Einwegwindel. Aber sie findet keine Papierfabrik, die willens oder in der Lage ist, sie zu produzieren. Das schafft in den fünfziger Jahren Victor Mills, Chemieingenieur beim Industriegiganten "Procter & Gamble", der heute mit den berühmtesten Marken-Wegwerfwindeln mehr als sechs Milliarden US-Dollar Umsatz macht. Beschichtet sind sie mit atmungsaktivem Kunststoff, gefüllt mit absorbierenden Polyacrylat-Körnern.Den Erfolg ihrer Idee erlebt Donovan noch mit, auch wenn sie inzwischen lieber Haushaltsgeräte erfindet. Sie stirbt am 4. November 1998.

Stand: 04.11.08