54 Jahre lang hat die harte Deutsche Mark neben Dollar, britischem Pfund und Schweizer Franken im Quartett der großen Weltwährungen mitgespielt. Sechs Jahre nach Einführung des Euro 2002 wird sie von vielen noch immer oder schon wieder schmerzlich vermisst. Die Mark ist untrennbar verbunden mit dem Gründungsmythos der jungen Bundesrepublik und deren Wirtschaftswunder. Ihre Geschichte reicht allerdings wesentlich weiter zurück als bis zu jenen 40 DM für jeden anlässlich der großen Währungsreform von 1948. Geboren wird die so vielen politischen Umwälzungen trotzende Währung bereits bei der Gründung des Deutschen Kaiserreiches von 1871 durch Wilhelm I. und Otto von Bismarck. Ein Reich, ein Kaiser, ein Kanzler, da liegt es nahe, endlich auch eine einheitliche Währung einzuführen. Denn bis zum Beginn des wilhelminischen Zeitalters herrscht in Deutschland noch das tiefste Münz-Mittelalter.
"Das deutsche Geldwesen ist in einem Zustand, der allem Verkehr den tiefesten Schaden bringt", schimpft 1870 der Reichstagsabgeordnete Ludwig Bamberger, Mitbegründer der Deutschen Reichsbank und späterer "Vater der Deutschen Mark". Treffen sich Händler aus verschiedenen deutschen Regionen, müssen sie bei ihren Geschäften noch immer mit Taler und Gulden, Kreuzer, Schilling, Heller, Batzen und Stüber hantieren. Da sei, klagt Bamberger "jeder Tag, jede Zahlung, jedes Geschäft eine Quelle von Unfrieden, von Bosheit, von Irrtum und Betrug". Mit der Industrialisierung und dem internationalen Warenaustausch wächst der volkswirtschaftliche Bedarf an einer stabilen Währung enorm. Nach langen Verhandlungen zwischen den norddeutschen Ländern, in denen der preußische Taler dominiert, und den Süddeutschen, die auf ihren vorherrschenden Gulden nicht verzichten wollen, einigt man sich auf eine völlig neue gemeinsame Währung.
Per Gesetz beschließt der Reichstag im Dezember 1871, eine Goldmünze prägen zu lassen. Deren zehnter Teil wird Mark genannt und weiter in 100 Pfennige unterteilt. Als Gewichtseinheit ist die Mark seit dem Mittelalter in Deutschland bestens bekannt. Das nötige Münzgold für diese Währungsreform kommt zum größten Teil vom ehemaligen Kriegsgegner Frankreich, und zwar in Form der pünktlich nach der verlorenen Schlacht von Sedan bezahlten Reparationen. Mit dem Münzgesetz vom 9. Juli 1873 wird dann die Münzstückelung festgelegt. Aus Gold geprägt sind die für den alltäglichen Bedarf unüblichen 20- und Zehn-Mark-Stücke. Gebrauchsmünzen aus Silber gibt es zu fünf, zwei und eine Mark, sowie 50 und 20 Pfennig. Geldstücke zu zehn und fünf Pfennig bestehen aus Nickel, aus Kupfer die zu zwei und einem Pfennig. Erst die nach dem verlorenen 1. Weltkrieg einsetzende Hyperinflation macht der Gold-Mark ein Ende. Als im November 1923 Banknoten mit Billionen-Werten und stündlichen Verfallsdaten gedruckt werden, ziehen Regierung und Reichsbank mit Einführung der Rentenmark die Notbremse. Wenige Monate später geht aus ihr die bis 1948 gültige Reichsmark hervor.
Stand: 09.07.08