1787 trifft der Italien-Reisende Johann Wolfgang Goethe in Palermo ein. Hier erfährt er zufällig, dass der berühmte Graf von Cagliostro in Paris wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde und nach London ging. Der Magier und Wunderheiler war - zu Unrecht - in den Strudel einer Korruptions- und Betrugsaffäre geraten. Aber wer ist dieser schillernde Mann wirklich? Goethe schleicht sich kurzerhand als angeblicher Bekannter des Grafen aus London in dessen Familie ein und erfährt: Der Graf heißt eigentlich Giuseppe Balsamo und wurde am 8. Juni 1743 in Palermos Armenviertel geboren. Der Graf, der Fürstinnen und Könige in seinen Bann schlägt, war zunächst ein kleiner Gauner, bevor er aus seiner Phantasie Kapital schlug.
Zur Zeit von Goethes Recherche zieht Balsamo schon über fünfzehn Jahre als Graf durch Europa, verkauft selbstgebraute Elixiere, die ein 5.000 Jahre langes Leben verheißen, und zelebriert spiritistische Sitzungen, bei denen sich die anwesenden Frauen schon mal nackt ausziehen müssen. Er nennt sich "Großkophta", kennt angeblich die Geheimnisse der alten Ägypter, und reist mit seiner Frau Serafina in einer schwarzen Kutsche. Die Sucht der angeblich aufgeklärten Adels-Welt nach dem Übernatürlichen macht Cagliostro reich.
Nach Goethes Veröffentlichung wird aus dem Hochstapler ein Flüchtling. In Rom gerät er schließlich in die Fänge der Inquisition. Die kirchlichen Ermittler nehmen seinen Hokuspokus bitter ernst. Der selbsternannte Graf wird gefoltert und stirbt 1794 im Kerker. Aber die Faszination bleibt: Nach Goethe und Schiller schreiben auch Alexandre Dumas und Karl May Geschichten über den Fall Cagliostro.
Stand: 08.06.08