Seit seiner Gründung 1776 ist "God's own country", Gottes eigenes Land, rasant gewachsen. Anfang der 1840er Jahre hat sich das Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika bereits verdoppelt. Der Publizist John L. O'Sullivan bringt 1845 die herrschende Staats-Doktrin auf den Punkt: "Es ist die schicksalhafte Bestimmung der Amerikaner, sich über den Kontinent auszubreiten, den uns die Vorsehung für die freie Entwicklung unserer Jahr für Jahr sich vermehrenden Millionen zugewiesen hat." Nach der Eroberung des Westens und dem soeben erfolgten Unionsbeitritt von Texas wirft US-Präsident James Polk nun im Süden begehrliche Blicke auf die fruchtbaren und an Bodenschätzen reichen Gebiete Nord-Mexikos.
Als mexikanische Soldaten die von den USA beanspruchte Region am Rio Grande gegen die Truppen von General Zachary Taylor verteidigen, erklärt Präsident Polk am 13. Mai 1846 den Krieg. Die Erfolgsaussichten sind günstig. Zum einen siedeln in den umstrittenen Territorien inzwischen dreimal so viele Nordamerikaner wie Mexikaner. Zum anderen hat der mittelamerikanische Nachbar kaum die Reserven für eine dauerhafte Gegenwehr. In den vergangenen 25 Jahren hat Mexiko zunächst die Rückeroberungsversuche der Spanier abgewehrt, dann eine französische Blockade überstanden und schließlich den verlustreichen Kampf um Texas verloren. Zudem ächzen die Mexikaner unter der Knute des ebenso korrupten wie skrupellosen Diktators Antonio López de Santa Anna, der das Land in heftige interne Auseinandersetzungen um seine Staatsform verwickelt.
In den Vereinigten Staaten ist der Krieg keineswegs unumstritten. Ein junger Abgeordneter aus Illinois namens Abraham Lincoln bestreitet vehement die Rechtmäßigkeit der von Präsident Polk erhobenen Gebietsansprüche. Das Repräsentantenhaus verabschiedet sogar eine Resolution gegen den "unnötigen und nicht verfassungsgemäßen Krieg". Das bittere Ende des Feldzugs, der 13.000 US-Amerikaner und 25.000 Mexikaner das Leben kostet, kommt im September 1847 mit der Einnahme von Mexiko-Stadt durch General Winfield Scott. Das Abkommen von Guadelupe Hidalgo, mit dem der amerikanisch-mexikanische Krieg am 2. Februar 1848 beendet wird, bewertet die Kölner Lateinamerika-Historikerin Barbara Potthast als "einen der härtesten Friedensverträge, den je eine Siegermacht abgeschlossen hat". Mexiko erhält zwar eine Entschädigung von 15 Millionen Dollar, verliert dafür aber die Hälfte seines Staatsgebietes. Kalifornien, Nevada, Utah, New Mexico, Colorado, Wyoming und Teile Arizonas gehören nun zu den USA.
Stand: 02.02.08