Stichtag

04. Februar 2009 - Vor 80 Jahren: "XY"-Moderator Eduard Zimmermann geboren

Im Frühsommer 1945 schlendert ein Sechzehnjähriger über die Große Freiheit in Hamburg. Gerade ein Jahr ist vergangen, seit der am 4. Februar 1929 in München geborene Eduard Zimmermann in Hitlers letztem Aufgebot zur Pilotenausbildung eingezogen wurde. Dann war der Krieg verloren und nun hält sich Eduard mit dem Verkauf englischer Zigaretten auf dem Schwarzen Markt über Wasser. Doch er hat Pech. Bei einer Razzia wird er erwischt und ins Zuchthaus Fuhlsbüttel gesteckt. Es ist seine erste, aber nicht letzte Knasterfahrung. 60 Jahre später sitzt Eduard Zimmermann, inzwischen Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, im Hilton Hotel München und präsentiert seine Autobiografie "Auch ich war ein Gauner". So erfährt die breite Öffentlichkeit, dass Zimmermann, Erfinder und Moderator der TV-Ganovenjagd "Aktenzeichen XY ungelöst", selbst einmal Flecken auf der weißen Weste hatte.  

Nach seiner Entlassung aus dem Hamburger "Santa Fu"-Knast versucht Zimmermann immer wieder, ohne Papiere nach Schweden einzureisen. Jedes Mal wird er erwischt und wegen illegalen Grenzübertritts zu Bewährungsstrafen verurteilt. Erst im vierten Anlauf gelingt die Ausreise als blinder Passagier. Bei einer Stockholmer Zeitung verdingt sich Zimmermann als Journalist. Er reist nach Ostdeutschland, um einen Bericht über die dortigen Lebensbedingungen zu schreiben. Doch der Jung-Reporter wird denunziert, auf der Rückreise im Interzonenbus von russischen Offizieren verhaftet und 1950 wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach vier Jahren im berüchtigten Zuchthaus Bautzen darf Zimmermann in die Bundesrepublik ausreisen. Beim NDR und beim ZDF findet er Arbeit als freier Journalist und Redakteur.

Die Idee seines Lebens kommt Zimmermann, als er von einem betrügerischen Fertighaushersteller über den Tisch gezogen wird. Aus dieser leidvollen Erfahrung entsteht 1964 die ZDF-Sendung "Vorsicht Falle! - Nepper, Schlepper, Bauernfänger", der im Oktober 1967 das legendäre Fahndungsformat "Aktenzeichen XY ungelöst" folgt. Gleich die erste Ausgabe schlägt ein wie eine Bombe: Nur 14 Minuten nach Sendungsbeginn kann "Ganoven-Ede" die Verhaftung des seit zehn Jahren gesuchten Betrügers Johann K. verkünden. Insgesamt 3.727 Fälle stellt Eduard Zimmermann bis zu seiner Pensionierung im Oktober 1997 vor - zusammen mit seinen Kollegen Teddy Podgorski und Peter Nidetzky in Wien sowie Werner Vetterli und Konrad Töns in Zürich. Immerhin 42 Prozent der fernsehgerecht präsentierten Straftaten werden durch Hinweise der "XY"-Zuschauer gelöst. Inzwischen führt Rudi Cerne durch den ZDF-Klassiker, allerdings unter strenger Aufsicht des "Mannes, der die Ganoven nervös macht" (Rheinische Post). Auch als 80-Jähriger ist Eduard Zimmermann, der seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, noch als verlängerter Arm des Gesetzes aktiv.

Stand: 04.02.09