Stichtag

20. August 2009 - Vor 50 Jahren: Bergung der "Vasa" beginnt

Gustav  II. Adolf ist ein stolzer Herrscher. Als Feldherr hat sich der 30-jährige schwedische Monarch bereits einen Namen gemacht, 1625 will er seine Flotte um vier Schiffe vergrößern. Darunter ist auch das königliche Kriegsschiff Vasa. Während des Baus besucht der junge König öfters die Werft, um den erfahrenen Baumeistern ins Handwerk zu pfuschen. Immer mehr Decks will er haben und mehr Kanonen. Am Ende sind es 64 Geschütze aus 80 Tonnen Bronze - viel zu schwer für das Schiff. Da niemand dem Herrscher zu widersprechen wagt, nimmt das Unheil seinen Lauf.

1628 startet die voll ausgerüstete Vasa unter Salutschüssen von der Insel Skeppsholmen - einem Stadtteil von Stockholm - aus zu ihrer Jungfernfahrt. 69 Meter misst ihr Rumpf, 52 Meter hoch sind ihre Masten. 500 geschnitzte Holzfiguren dienen als Schmuck. Ein Stabilitätstest der Matrosen im Vorfeld wird abgebrochen, da das Schiff gefährlich wankt. Trotzdem warnt niemand den König vor der Ausfahrt. Rund 500 Menschen sollen an Bord gewesen sein, als die Segel nach nur 1.300 Metern Fahrt von einer starken Bö erfasst werden. Vom Ufer aus muss halb Stockholm miterleben, wie sich das instabile Schiff zur Seite neigt und Wasser eindringt. Die Vasa versinkt im Stockholmer Hafen. 50 Menschen verlieren ihr Leben. Eine Untersuchungskommission ermittelt schnell die Fehlkonstruktion als Ursache. Trotzdem wird niemand zur Rechenschaft gezogen - wohl auch deshalb, weil sonst bekannt geworden wäre, dass nicht zuletzt Gustav II. Adolf Schuld an dem Desaster trägt.Bald schon starten Versuche, die Vasa zu bergen. Ein Engländer scheitert am Gewicht des Schiffs. 36 Jahre nach dem Untergang werden zumindest 50 der schweren Bronzekanonen an Land gezogen. Mitte des 20. Jahrhunderts beginnt sich der Ingenieur Anders Franzén mit dem Schicksal des Wracks zu beschäftigen. Mit einem kleinen Motorboot untersucht er ab 1954 systematisch die Unfallstelle. Als Zivilangestellter des schwedischen Marineamts überzeugt er seine Vorgesetzten, die sommerlichen Übungen der Marinetaucher im Stockholmer Hafen abzuhalten. Nach fast 330 Jahren gelingt es so, die Vasa genau zu lokalisieren.

Mit Unterstützung Gustavs VI. macht sich Franzén an die komplizierte Bergung. Seine Marinetaucher unterminieren das Wrack mit Hilfe von Wasserdruckkanonen. Durch sechs Tunnel werden Stahlseile unter dem Rumpf der Vasa entlang gezogen und mit wassergefüllten Schwimmpontons verbunden. Als die Bergungsmannschaft das Wasser aus den Pontons lässt, steigt die Vasa am 20. August 1959 aus dem Schlick. Zentimeterweise wird der Rumpf angehoben, damit er sich den neuen Druckverhältnissen anpassen kann. Danach wird das Wrack Schritt für Schritt in seichteres Wasser transportiert. Taucher bergen neben abgefallenen Skulpturen und Kanonen sogar ein Stück eingelagerte Butter. Erst 1961 ist die Bergung abgeschlossen.Seit 1990 lagert die Vasa in einem der schönsten Museen Stockholms. Anderthalb Millionen Besucher kommen jedes Jahr, um das seeuntüchtige Schiff zu bewundern.

Stand: 20.08.09