Stichtag

23. August 2009 - Vor 85 Jahren: Ephraim Kishon wird geboren

Kein Schriftsteller schreibt gern - meint Ephraim Kishon, einer der meistgelesenen Satiriker der Welt. Frage man eine Frau, ob das Gebären ein Vergnügen sei, dann sage sie: "Das Baby ja, aber die Geburt doch nicht!" Mit dem Schreiben sei es dasselbe. In seinen rund 50 Büchern wie "Drehen Sie sich um, Frau Lot", "Arche Noah, Touristenklasse" oder "Der Blaumilchkanal" schildert er mit liebevoller Ironie das Alltagsleben in Israel. Geboren worden ist Kishon am 23. August 1924 als Ferenc Hoffmann in Budapest. Dort lebt er bis 1944 mit seinen jüdischen Eltern, einer Hausfrau und einem Bankdirektor. Dann wird seine Familie von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Hoffmann gelingt im letzten Kriegsjahr die Flucht auf dem Weg ins Vernichtungslager Sobibor. Nach dem Zweiten Weltkrieg studiert er Malerei und Bildhauerei. Nebenbei schreibt er satirische Theaterstücke und Glossen für Zeitungen.

Als der stalinistische Druck auf Ungarn wächst, wandert Hoffmann 1949 mit seiner ersten Frau Chava nach Israel aus und nimmt den Namen Ephraim Kishon an. Damals habe er erkannt, sagt er später, dass es gegen den Antisemitismus, "diese pathologische Krankheit", nur ein Medikament gebe: den jüdischen Staat Israel. Kishon lernt Hebräisch und beobachtet die Schrullen und Macken seiner neuen Landsleute genau. Neben Beamten nimmt er vor allem auch Handwerker aufs Korn: "Was ist der Unterschied zwischen dem Messias und dem Installateur? Der Messias könnte eines Tages doch noch kommen!" In den 60er Jahren erscheinen seine Bücher auch in Deutschland. Besonders beliebt werden die Familiengeschichten um seine drei Kinder Rafi, Amir und Renana sowie um seine zweite Gattin Sara - "die beste Ehefrau von allen". Diese Feststellung hat Kishon aber nicht von Affären mit anderen Frauen abgehalten: "Die Ehe ist für die Frauen, nicht für die Männer."

Ernst wird Kishon immer dann, wenn es um die Politik Israels geht. Übergriffe der israelischen Armee auf Palästinenser hält er für Fernseh-Propaganda. Die Gefahr gehe von den Arabern aus, der Staat Israel sei umringt von Staatsfeinden. Dennoch ist Kishon stolz, dass sein Bücher ins Arabische übersetzt werden - sagt der frühere ARD-Nah-Ost-Korrespondent Friedhelm Brebeck. Er hat Kishon oft interviewt: "Er plaudert, aber er lässt letztlich niemanden an sich heran." Ab Beginn der 1980er Jahre lebt Kishon vorwiegend in der Schweiz. 2002 stirbt Sara nach 44 gemeinsamen Jahren an Krebs. Kishon vermisst sie sehr: "Ich habe niemanden mehr zum Streiten." Ein Jahr später heiratet er Lisa, eine österreichische Schriftstellerin. Mit der "letzten Ehefrau von allen" und seinen drei Kindern feiert er 2004 seinen 80. Geburtstag. Knapp sechs Monate später stirbt Kishon am 29. Januar 2005 in Appenzell an einem Herzanfall.

Stand: 23.08.09