Stichtag

06. Januar 2009 - Vor 125 Jahren: Johann Gregor Mendel stirbt in Brünn

Im Februar und März 1865 hält der Augustinerpater Gregor Mendel vor dem "Naturforschenden Verein" in Brünn zwei Vorträge unter dem wenig spannenden Titel "Versuche mit Pflanzen-Hybriden." Der Mönch hatte im Klostergarten über Jahre Erbsen gezüchtet und an mehr als 10.000 Pflanzen mit statistischer Genauigkeit die Vererbung bestimmter Merkmale wie Größe und Blütenfarben aufgezeichnet. Daraus waren für ihn Gesetzmäßigkeiten erkennbar: Einzelne Merkmale werden offensichtlich auch einzeln, also unabhängig voneinander vererbt. Vater und Mutter geben jeweils ein Merkmal weiter. Dabei gibt es "dominante" und unterlegene ("rezessive") Merkmale, die aber in der dritten Generation wieder bei 25 Prozent der Exemplare auftauchen.

Wie das Publikum in der mährischen Provinz auf die Erbsenzählerei reagierte, ist nicht bekannt. Die Gelehrten, denen Mendel seinen Aufsatz zuschickt, halten sie jedenfalls nicht für wichtig. Gerade wird die sechs Jahre zuvor veröffentlichte Evolutionstheorie von Charles Darwin heiß diskutiert. Mendel nimmt zu ihr nicht direkt Stellung, betont aber eher die Stabilität der Arten als ihre Wandlung. Dass er als erster eine genauere Vorstellung der Vererbung entwickelt, die Darwin fehlt, fällt niemandem auf.

Mendel ist der Sohn armer Kleinbauern aus dem damals österreichischen Teil Schlesiens, 1822 geboren und auf den Namen Johann getauft. Er schafft das Gymnasium und tritt mit 21 Jahren in das Augustinerkloster in Brünn ein, wo er den Klosternamen Gregor erhält. Um Schulunterricht erteilen zu können, studiert Mendel drei Jahre Naturwissenschaften in Wien. Im Kloster befasst er sich auch mit Meteorologie und Bienenzucht. Nach seinem wissenschaftlichen Misserfolg mit dem Erbsen-Aufsatz gibt er die Genetik jedoch auf. 1868 wird Mendel zum Abt des Klosters in Brünn gewählt und muss sich nun vor allem mit den neuen, anti-kirchlichen Steuergesetzen der Regierung in Wien herumschlagen.Gregor Mendel stirbt mit nur 61 Jahren am 6. Januar 1884. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdecken Biologen seine Versuche wieder und bestätigen sie. Die Mendelschen Gesetze gelten bis heute. "Mendeln" ist inzwischen als Verb in den Duden aufgenommen worden. Wie und warum es funktioniert, hat erst die moderne Molekulargenetik der Gene herausgefunden, fast hundert Jahre nach Mendels Zuchtversuchen.

Stand: 06.01.09