Die Aussichten Theodor Fontanes sind miserabel. 57 Jahre ist er alt, verheiratet, Vater mehrerer unehelicher Kinder – und finanziell am Ende. Gerade hat er eine lukrative Stelle als erster Sekretär bei der Akademie der Künste gekündigt, die ihm Freunde vermittelt haben, weil er der Aufgabe nicht gewachsen ist. Zum wiederholten Male steht er nach nur drei Monaten auf der Straße.Da besinnt sich Fontane auf das, was er am besten kann: auf das Schreiben. Durch zahlreiche Artikel und Reiseberichte hat er sein Talent bereits unter Beweis gestellt, 1878 gibt er mit "Vor dem Sturm" sein Romandebüt. Im Herbst des Lebens wird der alte Wunsch, als freier Schriftsteller zu leben, endlich wahr. In den nächsten 22 Jahren seines Lebens wird Fontane mit 14 Romanen sowie zahlreichen Novellen und Balladen zum wichtigsten Vertreter des poetischen Realismus avancieren.
Geboren wird Fontane am 30. Dezember 1819 im brandenburgischen Neuruppin. Nachdem er die Schule ohne Abitur verlassen hat, soll er in die Fußstapfen des Vaters treten und Apotheker werden. Da ihm der Beruf nicht sonderlich behagt, spekuliert er auf eine Anstellung bei der Eisenbahn. Daraus wird ebenso wenig etwas wie aus dem Plan, das Abitur nachzuholen, um "irgend etwas zu studieren".Stattdessen beginnt Fontane, sich politisch zu engagieren. Während der deutschen Revolution von 1848 schreibt er radikale Zeitungsartikel ("Preußen war eine Lüge"). Nach dem Scheitern der Revolution wechselt er aus Geldnot die Fronten und kommt in einer Art preußischer Zensurbehörde unter. Zu dieser Zeit wird er zum zweiten Mal Vater eines illegitimen Sprösslings, was seine finanziellen Schwierigkeiten noch erhöht.
1850 heiratet Fontane seine Verlobte Emilie Rouanet-Kummer und zieht mit ihr nach Berlin. Kurz darauf kündigt er erneut eine Anstellung, um sich mit "Wanderungen durch England und Schottland" (1844-1859) oder "Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862-1888) der Reiseliteratur zu verschreiben. Zusätzlich arbeitet er als Journalist und Englischlehrer.Mit Novellen und Romanen wie "Schach von Wuthenow" (1883), "Irrungen, Wirrungen" (1888), "Frau Jenny Treibel" (1892) oder "Effi Briest" (1894/95) schreibt der literarische Spätzünder Fontane Klassiker, die bis heute zum Schulkanon gehören. Immer wieder thematisiert er dabei das Schicksal lebensfroher, stolzer Frauen, die an den engen Konventionen der preußischen Gesellschaft zerbrechen. Fontane stirbt 1898 in Berlin.
Stand: 30.12.09