Stichtag

05. August 2009 - Vor 25 Jahren: Tod des Schauspielers Richard Burton

Auf der Bühne wie im Film sind ihm meisterhafte Darstellerleistungen gelungen. Mindestens genauso oft aber lieferte er vergessenswerte Auftritte ab, übernahm Rollen in vorhersehbar miserablen Leinwand-Machwerken. Glücklich mit seinem Beruf als Schauspieler ist Richard Burton selten gewesen; in seinen letzten Jahren ödet er ihn geradezu an. "Warum drehe ich einen Film, der mich so langweilt? Warum lasse ich mich dazu überreden, etwas Mittelmäßiges zu machen?", fragt sich Burton in seinem über Jahrzehnte geführten Tagebuch - ohne eine Antwort zu finden. Trost und Ablenkung sucht er in fünf Ehen und immer wieder im Alkohol. Nicht nur als Charakterdarsteller, sondern auch als Trinker gehört er zu den ganz Großen seiner Zunft. Am 5. August 1984, mit nur 58 Jahren, stirbt Richard Burton in einem Genfer Krankenhaus an den Folgen eines Gehirnschlags.

Das zwölfte von 13 Kindern eines trinkfreudigen Bergmanns wird am 10. November 1925 als Richard Walter Jenkins im walisischen Pontrhydyfen geboren. Während sechs seiner Brüder wie der Vater ihr Geld unter Tage verdienen, erhält der intelligente Richard eine Freistelle an der High School, wo ihn der theaterbegeisterte Lehrer Philip Burton unter seine Fittiche nimmt. Aus Dankbarkeit nennt Richard sich später nach seinem Mentor, der in ihm die Liebe zur Literatur und zur Schauspielerei weckt. Nach ersten Bühnenauftritten als Achtzehnjähriger und nach seiner Militärzeit bei der Royal Air Force, kehrt Richard Burton nach dem Krieg zum Theater zurück, wo er rasch Karriere macht. Das junge Talent scheint prädestiniert zu sein, das große Erbe der Shakespeare-Giganten Lawrence Olivier und John Gielgud anzutreten. Doch wegen schlechter Theatergagen wechselt der frisch verheiratete Burton zum Film und wird bald darauf von Hollywood entdeckt. Bereits mit seiner ersten US-Rolle in der Daphne-du-Maurier-Adaption "Meine Cousine Rachel" erspielt er sich eine Oscar-Nominierung.

Anfang der 60er Jahre steht Richard Burton als Marc Anton im Monumentalfilm "Cleopatra" (1962) vor der Kamera. Der bis dahin teuerste Streifen der Filmgeschichte und vor allem die Begegnung mit Hauptdarstellerin Elizabeth Taylor verändern Burtons Leben nachhaltig. Der folgende Beziehungskrieg zwischen der "schönsten Frau der Welt" und dem damals schon als ungezügelten Trunkenbold und Frauenheld bekannten Sex-Symbol, schlägt über Jahre Wellen in der Weltpresse: erst Hochzeit, Scheidung, dann zweite Hochzeit und erneute Scheidung. Immer exzessiver werden die Streit- und Alkoholexzesse von Taylor und Burton, die sie in den Hauptrollen des Welterfolgs "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" (1965) lebensecht auf die Leinwand bringen. Sowohl Taylor als auch Burton werden für ihre schonungslose Darstellung Oscar-nominiert - doch nur die Taylor gewinnt die begehrte Trophäe. Bis zu Beginn der 80er Jahre dreht Richard Burton weiter Film auf Film, rund 40 insgesamt. Doch sein sensibel-maskulines Charisma leidet stark unter dem ungebremsten Alkoholmissbrauch. Ausgebrannt und geschwächt von Arthritis, Gicht und Ischiasschmerz, beschränken sich seine mimischen Anstrengungen mehr und mehr.

Am Vorabend seines Todes schreibt Richard Burton den letzten, unvollendeten Eintrag in sein Tagebuch, ein Gedicht an Sally, seine fünfte Ehefrau: "Die Vielfalt der Meere strömt über von Blut, die grünen färben sich rot. Morgen und morgen und morgen… Unsere Feste sind aus. Schließt die Pf ..."

Stand: 05.08.09