Éric Carradine alias Curd Jürgens ist verzweifelt. Im Film "...und immer lockt das Weib" (1956) ist er, ebenso wie Michel, den Reizen des 18-jährigen Waisenkinds Juliette erlegen. Die aber ist in den Werftbetreiber Antoine Tardieu verliebt. Unbekümmert bringt Juliette die Waffen einer Frau ins Spiel, um gleich drei Männer um den Verstand zu bringen.
"Es ist wirklich das erste Mal, dass eine Frau, eine Schauspielerin ihre Identität auch mit ihrem Körper ausdrückt", wird der deutsch-französische Politiker Daniel Cohn-Bendit später über das Liebesdrama schwärmen, das Emotion auf die sich räkelnde Hautoberfläche seiner Heldin projeziert. "Körper - vom Gesicht, vom Schmollmund über ihre Brüste, das war einfach phänomenal."
Das stetig lockende Weib, das ist Brigitte Bardot. Geboren wird sie am 28. September 1934 in Paris. Als Tochter zweier Unternehmer wächst sie in behüteten Verhältnissen auf. Mit 15 Jahren beginnt sie eine Karriere als Model für Hutkreationen und wird schon bald zu einem der meistfotografierten Gesichter in der Pariser Haute Couture. Der französische Regisseur Marc Allégret entdeckt sie auf der Titelseite einer Modezeitschrift, sein Mitarbeiter Roger Vadim beginnt mit der noch Minderjährigen eine Affäre. 1952 heiratet das Paar; im selben Jahr steht Bardot in "Le Trou Normand" unter der Regie von Jean Boyer vor der Kamera - ein Film, der wegen der freizügigen Zurschaustellung ihres Körpers schlechte Kritiken bekommt. Erst mit "Ein Akt der Liebe" (1953), in dem sie an der Seite von Kirk Douglas zu sehen ist, profiliert sie sich als ernstzunehmende Schauspielerin.
Ihren Durchbruch hat Bardot mit Roger Vadims Film "...und immer lockt das Weib". Mit ihm begründet die Schauspielerin, die fortan von der Presse nur mehr als "B.B." tituliert wird, ihren Ruf als Sex-Idol der fünfziger und sechziger Jahre: einen Ruf, den sie mit blonder Mähne und Wespentaille in Kinoproduktionen wie "Ein Gänseblümchen wird entblättert" (1956), "Die Braut war viel zu schön" (1956), "Ein Weib wie ein Satan" (1958) oder "Mit den Waffen einer Frau" (1958) zu unterstreichen weiß. In Louis Malles"Privatleben" (1961) hingegen spielt sie an der Seite von Marcello Mastroianni einen erfolgreichen Filmstar, der durch die Aufdringlichkeit der Paparazzi zugrunde gerichtet wird.
Insgesamt ist Brigitte Bardot vier Mal verheiratet, darunter auch mit dem Fotografen und Playboy Gunter Sachs. 1974 zieht sie sich mit 39 Jahren aus dem Filmgeschäft zurück, um eine zweite Karriere als Tierschützerin zu beginnen. Radikal setzt sie sich etwa für Robbenbabys oder Straßenhunde ein. In die Kritik gerät sie dabei immer wieder - etwa, wenn sie die rituelle Schafschlachtung während eines muslimischen Festes anprangert. Heute lebt Bardot mit ihren Tieren und ihrem vierten Ehemann, einem führenden Mitglied der rechtsradikalen Partei Front National, in Saint Tropez. Wegen Äußerungen gegen Ausländer, Obdachlose und Homosexuelle steht sie mehrfach vor Gericht, dreimal wird sie verurteilt. Das hindert sie indes nicht daran, im US-Wahlkampf in einem Interview Partei für Barack Obama zu ergreifen.
Stand: 28.09.09