Boten und Kuriere gibt es wohl, seit es Menschen gibt. Sobald Familien, Stämme, Völker oder Staaten über Distanz miteinander kommunizieren wollen, entsteht die Notwendigkeit, Nachrichten auszutauschen. Wenn Rauch- und Feuerzeichen oder tönende Signale die Entfernung nicht überbrücken können, müssen Boten her. Die erste bildliche Darstellung eines ägyptischen Lauf-Boten stammt aus dem Jahr 2.500 vor Christus. Bekannt ist auch Pheidippides, der 490 vor Christus von Marathon nach Athen gelaufen sein soll, um den griechischen Sieg über die Perser zu melden. Die Römer bauen schließlich einen "Cursus Publicus", ein öffentliches Lauf-, Fahr- und Reitwesen auf. Im Mittelalter gerät diese Errungenschaft der Antike aber in Vergessenheit. Es dauert Jahrhunderte, bis ein neues Nachrichtensystem aufgebaut wird.
Umstritten ist die Frage, wer in Europa als Erster einen gut organisierten Botendienst eingerichtet hat. Anlass einer wissenschaftlichen Diskussion ist ein Edikt des französischen Königs Ludwig XI., das er am 19. Juni 1464 erlassen haben soll. Es taucht seit dem 17. Jahrhundert in Handbüchern und Lexika auf. Historiker Fritz Ohmann veröffentlicht 1909 eine Inhaltsangabe: "An den Hauptstraßen sollen etwa alle 20 Kilometer zuverlässige Personen angestellt werden, die mehrere Pferde von leichtem Bau zu halten haben. Jeder Kurier hat unverzüglich nach Übergabe der Briefe die vier Meilen lange Stecke bis zu nächsten Station zu reiten." 1937 veröffentlicht der französische Historiker Gaston Zeller einen Aufsatz, in dem er das Edikt als Fälschung bezeichnet. Die Sprache darin sei nicht die Sprache des 15. Jahrhunderts.
Möglicherweise ist das vermeintliche Edikt in den letzten Jahren von Ludwig XIV. entstanden. "Es spricht einiges dafür, dass hier an der Überhöhung eines Ahnen, also Ludwig XI. gearbeitet wurde, in dessen Entwicklungsreihe sich Ludwig XIV. sah", erklärt Professor Wolfgang Behringer von der Universität des Saarlandes. "Im 19. Jahrhundert, als die Geschichtswissenschaften unter dem Vorzeichen des Nationalismus betrieben wurde, hat man natürlich dankbar diese Fälschung aufgegriffen." Für Professor Eckhard Freise von der Universität Wuppertal hingegen ist die Frage, ob der angebliche Erlass von 1464 authentisch ist, noch offen: "Auch akribische philologische Untersuchungen haben noch nicht letzte Klarheit geschaffen." Eine solches Vorschrift sei Ludwig XI. durchaus zuzutrauen: "Er gilt als ein sehr fähiger Reformer der Verwaltung", so Freise. Zudem sei zur Regierungszeit von Ludwig XI. durchaus etwas Ähnliches wie Staffettenreiter nachweisbar.Belegt ist bisher nur, dass der Habsburger Maximilian, der spätere Kaiser Maximilian I., 1490 per Dekret eine Postverbindung zwischen seinen Ländern Burgund und Tirol eingerichtet hat. Auch wenn nicht entschieden ist, ob Habsburger oder Franzosen den ersten Platz in der Postgeschichte einnehmen: Das Vorbild für alle europäischen Postdienste kommt offenbar aus Oberitalien. Im 14. Jahrhundert sollen Postrouten von Handelsgesellschaften in Florenz und vom Herzogshaus Visconti in Mailand eingerichtet worden sein.
Stand: 19.06.09